Auf dem Heimweg nach Holland – Teil 2: von Kiel nach Lemmer

Wie schnell doch die Zeit vergeht. Mittlerweile haben wir die dänische Inselwelt weit hinter uns gelassen und sind durch den Nord-Ostsee-Kanal (NOK). Bevor es auf die Nordsee ging, fuhren wir noch elbaufwärts nach Hamburg. Dann eine ruhige Nachtfahrt auf der Nordsee bis nach Holland, um den heran nahenden Tiefdruckgebieten zu entkommen. Es wird Herbst und Zeit nach Hause zu kommen. Über die „Staande Mastroute“ sind wir gemütlich über die friesischen Kanäle nach Lemmer zurück gefahren. Somit sind wir in den letzten 3 Wochen weitere 400 Seemeilen gereist. Viel haben wir erlebt und ich bin gar nicht mehr zum Schreiben gekommen. Vor zwei Wochen sind wir an unserem Liegeplatz in Lemmer angekommen und mittlerweile wieder am Festland in unser zu Hause eingezogen. Die letzten Segeltage wollen wir euch hier nicht vorenthalten und nehmen euch nun auf die Heimreise mit.


2. Teil von Kiel bis nach Lemmer

Am nächsten Morgen legten wir im Hafen von Möltenort schnell ab und kreuzten die Kieler Förde. Dort kreisen schon einige Yachten im Wartebereich. Welch ein Zufall! Hier treffen wir auch unseren Stegnachbarn aus Lemmer mit seiner Segelyacht „Norther“ wieder. Wir biegen noch zum Kassenautomaten ab und bezahlen unsere Kanalpassage. Schnell haben wir das erledigt und kreisen nun zusammen mit den anderen Yachten im Wartebereich. Heute ist viel Berufsverkehr und bis eine Schleuse für die Sportschifffahrt bereit ist, vergehen über 1,5 Stunden. Wir wollten nur bis Rendsburg. Aber Klaus von der „Norther“ schafft nun die 100 km nicht mehr bis Brunsbüttel und wird später auch nach Rendsburg einlaufen. Das Schleusen ist für uns nicht mehr so aufregend. Schwierig ist für Heiko immer so nah an die Steganlage zu fahren, dass ich von Bord springen kann. Unsere Bordwand ist etwas zu hoch um die Steganlage, die nur knapp über der Wasserlinie liegt, sicher auszumachen und den Abstand zum Schiff zu bestimmen. Aber auch diesmal gelingt alles. Klaus hat schon angelegt und nimmt uns noch die Bugleine an. Wir freuen uns alle über das spontane Wiedersehen hier am Nord-Ostsee-Kanal. Das Schleusen erfolgte schnell und die Sportboote verlassen wieder als erste die Schleusenkammern. Die Ostsee liegt nun hinter uns. 34 km sind es bis nach Rendsburg. Die letzte Weiche steht dabei auf Rot für alle Fahrzeuge (siehe Bild). Wir lesen noch einmal nach und obwohl wir keine anderen Fahrzeuge sehen (auch nicht auf dem AIS) darf kein Fahrzeug mehr aus der Weiche ausfahren. Die Weiche ist allerdings so lang, dass wir noch in Rendsburg ausfahren können. Später erkundigt sich Heiko bei der Hafenmeisterin und wie auch im Straßenverkehr sollte die „rote Ampel“ nicht überfahren werden.

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Am nächsten Tag ist viel Wind und Regen vorhergesagt. Daher legen wir einen Hafentag ein und suchen uns einen Platz im stadtnahen Yachthafen. Im Regen spazieren wir am nächsten Tag durch die Stadt. Es gibt auch hier schöne Ecken, aber leider ist neben den schön restaurierten alten Fachwerkhäuser auch immer wieder viel vernachlässigte Bausubstanz zu sehen. Auf unserem Rundweg kehren wir unterwegs ein und wärmen uns auf. Es ist schon irgendwie herbstlich geworden. Später gehen wir unsere Vorräte beim Supermarkt auffüllen. Abends wollten wir gemütlich Essen gehen. Das erste ausgesuchte Lokal scheidet leider aus… „Geschlossene Gesellschaft“. Die zweite Wahl traf ein italienisches Lokal. Aber das war auch eher eine Ernüchterung. Wir hatten keine Lust im Regen weiter durch die Stadt zu laufen und nach einer Alternative zu suchen. Allein die Pizza war wirklich gut. Irgendwann merkte ich, meine Hose ist richtig nass geworden. Wie sich später herausstellte, hat der Service am Vortag die Polster mit viel Wasser gereinigt. Alles irgendwie ärgerlich, aber das passte zum Gesamtbild. Die Flasche Wein ging dann immerhin auf Kosten des Hauses und wir sind zügig wieder zum Hafen zurück. Zeitig sind wir in die Koje gefallen, denn am nächsten Morgen klingelte der Wecker wieder früh.

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Zeitig ablegen und Frühstück unterwegs stand auf dem Programm. Bis nach Brunsbüttel sind es dann immerhin noch acht Stunden Fahrzeit. Der Wind hat sich gelegt, aber es ist immer noch Nass. Der Regen will einfach nicht weiterziehen. Einziger Trost … es regnet nicht stark. Heiko steht in Gummistiefel und Ölzeug am Ruder. Ich nutze die Zeit und mache den „Bootsputz“ unter Deck. Zwischendurch gibt es eine Kleinigkeit zu Essen und ich stehe auch mal am Ruder. In Brunsbüttel treffen wir Klaus, unseren Stegnachbarn und Yachtservice aus Lemmer, wieder. Er ist schon am Vortag weitergefahren und geht am Nachmittag noch durch die Schleuse nach Cuxhaven. Der Yachthafen ist ziemlich leer. Ich finde das sehr beeindruckend, wie hier die großen Frachter ganz nah am Yachthafen in die Schleusenkammern vorbei ziehen. Auch hier machen wir uns den Spaß und hören am Nachmittag den UKW-Kanal mit. Wir bekommen den Eindruck, hier läuft alles irgendwie entspannter ab. Der Grund ist sicherlich auch, dass es hier 4 Schleusenkammern gibt. Damit sind lange Wartezeiten, wie in Kiel (nur 2 Kammern) nicht zu erwarten. Die sanitären Anlagen zum Hafen muss man etwas Suchen, dafür hat das fast Badezimmerniveau. Einfach top! Der Hafenmeister kommt später vorbei und kassiert das Liegegeld. Nach dem Essen läuft noch eine Yacht ein. Heiko hilft beim Anlegen. Und ich frage, wo die Crew denn morgen hin fährt. Nach Hamburg lautet die Antwort. Spontan überlegen wir uns, das könnten wir doch auch machen! Verrückte Idee, geht das wirklich? In Cuxhaven hätten wir sowieso wegen zu viel Wind mindestens 3 Tage liegen müssen und auf die Weiterfahrt gewartet. Auf unseren Seekarten ist die Strecke bis nach Hamburg überall mit dabei. Jetzt studieren wir noch den Tidenkalender. Das sind ja geniale Gezeiten. Gegen Mittag in Brunsbüttel los und dann mit auflaufenden Wasser bis nach Hamburg. Zurück dann mit einem Zwischenstopp in Glücksburg, da die 60 Seemeilen mit einer Tide nicht zu schaffen sind. Aber alles Zeiten, wo der Wecker nicht mitten in der Nacht klingelt. Der Entschluss ist schnell gefasst, wir fahren nach Hamburg!

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Am nächsten Tag legen wir nun erst gegen Mittag ab. Heiko hat den Hafenmeister im Sportboothafen am Vormittag angerufen und sich nach einem Liegeplatz erkundigt. Das geht also auch klar. Das Schleusen verläuft ganz entspannt und zügig. Wir sind mit einem anderen Sportboot alleine in der Schleusenkammer und somit schnell auf der Elbe. Am Anfang läuft noch etwas Strom gegen uns. Aber bald kippt dieser und trägt uns die 40 Seemeilen schnell nach Hamburg. Das Wetter hat sich auch beruhigt. Die Sonne scheint wieder, leider ist aber auch wenig Wind. Wir müssen also die ganze Strecke motoren. Die Elbe ist ruhig, die Natur und auch die Villenviertel am Ufer wunderschön zu sehen. Ab und zu gibt es etwas Schwell von der Berufsschifffahrt. Bald können wir die ersten Krananlagen vom Hamburger Hafen erkennen. Ab hier schlingern wir durch die Wellen. Wahnsinn, was hier für ein Schwell von den ganzen Ausflugsfahrten mit den Fähren und Barkassen steht. Aber der ganze Verkehr funktioniert reibungslos, zwar sind die Überholer dicht bei uns und verschenken keinen Raum. Ansonsten sind wir im Hauptfahrwasser und haben Vorfahrt vor allem, was aus dem Nebenfahrwasser kommt. Und das geht erstaunlich gut. Nun müssen wir von dieser „Autobahn“ die Fahrwasserseite wechseln, um in den Stadthafen zu gelangen. Kurz vor dem Hafen wird es etwas ruhiger, so dass ich noch schnell Fender und Leinen an Steuerbord ausbringen kann. Wir sind gegen 18 Uhr da. Die beiden Hafenmeister haben uns schon auf dem AIS gesehen und stehen am Hafen. Was für ein toller Service! Wir sind begeistert, zumal das mit dem vielen Schwell nicht so ganz einfach ist an dem Schwimmsteg festzumachen. Somit haben wir schnell die Leinen und Fender richtig positioniert, bevor die nächste größere Welle kommt. Wir sind nun in Hamburg mit dem eigenen Boot angekommen und liegen mitten in der Stadt! Früher waren wir schon öfters in Hamburg und im naheliegenden Portugiesenviertel unterwegs. Daher steuern wir am Abend zielstrebig zum „Restaurante Porto“. Und an dem guten Essen und Service hat sich in all den Jahren nichts geändert. Wir fühlen uns wohl und genießen einen wunderschönen Abend. Später im Hafen hat der Schwell etwas abgenommen und wir werden aber immer noch leicht in den Schlaf gewogen.

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Am nächsten Morgen schlafen wir aus und frühstücken gemütlich im Cockpit. Dabei schauen wir dem Treiben im Hafengelände zu. Es sind wieder reichlich Barkassen unterwegs und so behalten wir lieber unsere Kaffeetasse in der Hand. Es gibt wieder viel Schwell. Wir bezahlen noch die Hafengebühr. Mit nur 11€ ist das wirklich einer der günstigsten Liegeplätze auf unserer Reise. Auch gibt uns der Hafenmeister noch Auskunft zum Hafen in Glückstadt und empfiehlt uns kurz nach Hochwasser in Hamburg am nächsten Tag wieder auszulaufen.

Später schauen wir uns an, wie sich die Hafenstadt City in den letzten Jahren entwickelt hat. Die Elbphilharmonie kennen wir nur als Baustelle und so nutzen wir die Chance für eine Besichtigung. Von der Aussichtsplattform haben wir einen schönen Blick auf das Hafengelände. Anschließend spazieren wir noch ein wenig durch die alte Speicherstadt.

Es ist Freitag und so füllt sich zum späten Nachmittag sehr schnell der Sportboothafen. Im Minutentakt laufen jetzt die Yachten ein. Das ist sicherlich dem Beginn des Wochenende, aber auch dem noch auflaufenden Wasser auf der Elbe geschuldet. Wenig später kippt der Strom und ab jetzt kommt keine Yacht mehr an.

Am Abend, wie sollte es anders sein, sind wir wieder zu Besuch im „Restaurante Porto“. Wir zwei kennen uns auf den Tag genau nun schon 10 Jahre. Und das wollen wir mit einem leckeren Essen und guten Tröpfchen portugiesischen Wein feiern. Den Abend lassen wir gemütlich an Bord im Cockpit ausklingen und gehen dennoch früh schlafen. Am nächsten Morgen sind wir wieder früh unterwegs. Hochwasser ist gegen 9 Uhr und wir legen eine halbe Stunde vorher ab. Anfangs läuft der Strom noch etwas gegen uns. Etwas später sind wir mit dem mitlaufenden Strom wieder schnell unterwegs. Der Wind kommt von vorne und wir wollen in Glückstadt ankommen bevor der Strom kippt. Also motoren wir die Strecke. Der Pegelstand nimmt kontinuierlich ab und wir hören über Funk, dass eine Yacht außerhalb des Fahrwassers auf Grund gelaufen ist. Wenig später passieren wir diese Gefahrenstelle. Die Crew muss da jetzt wohl noch einige Stunden abwarten bis das Wasser wieder in die Elbe läuft. Sehr ungemütlich zumal ein gewaltiger Regenschauer aufzieht. Heiko kann noch rechtzeitig in die Gummistiefel springen und dann geht es auch schon los. Wind bis zu 30 Knoten und der Regen fällt bald waagerecht vom Himmel. Dieser peitscht Heiko nur so ins Gesicht, dass er sich immer wieder mit dem Gesicht wegdrehen muss. Die Sicht ist gleich Null und es steht sofort eine heftige Welle auf der Elbe. Trotzdem der Strom mit uns läuft, sind wir nur noch knapp über 3 Knoten schnell, so bremst uns die Welle aus. Nach einer halben Stunde ist der Spuck vorbei. Und wir können wieder mit guter Sicht und wenig Wind vom Fahrwasser Richtung Glückstadt abzweigen. Hier gibt es einen tidenunabhängigen Hafen außerhalb der Stadt. Gegen 13 Uhr laufen wir ein und der Hafen ist schon fast voll. Wir drehen einige Kreise und überlegen, in welche Ecke wir uns nun noch zirkeln können. Neben einer Hanseyacht können wir noch ins Päckchen gehen. Mir scheint, hier liegen viele Mitglieder aus einem Segelverein. Und so ist es auch, etwa zwei Stunden später legen viele Yachten ab und steuern wahrscheinlich ihren Heimathafen elbaufwärts an. Der Strom hat gekippt. Jetzt gibt es wieder etwas mehr Platz im Hafen. Die Holländer hätten bestimmt eine Schleuse zum Binnenhafen gebaut, aber diese gibt es hier nicht. So öffnet sich das Tor nur in der Zeit um das Hochwasser. Wieder legen einige Yachten ab und nutzen die Möglichkeit sich in den Binnenhafen zu verlegen. Wir liegen im Außenhafen gut und bleiben hier. Ein kleiner Spaziergang in die Altstadt zeigt, im Binnenhafen ist für Gastlieger auch nicht wirklich viel Platz vorhanden.

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Am nächsten Morgen legen wir wieder früh kurz vor acht Uhr ab. Der Strom läuft mit uns nach Cuxhaven. Das bedeutet, wir sind wieder schnell unterwegs. Nach einer Stunde motoren, können wir die Segel setzen. Der Wind kommt aus süd- bis südöstlichen Richtungen. Für die 30 Seemeilen benötigen wir nur 4 Stunden Fahrzeit! Ich könnte dem Gezeitensegeln sogar etwas abgewinnen, aber wehe die Gezeiten zwingen dich zum Aufstehen mitten in der Nacht. Das ist nix für uns. Aber wir haben ja wieder Glück und sind zur richtigen Zeit unterwegs. Kurz vor Cuxhaven haben wir dann einen Strom von fast 3 Knoten. Die Hafeneinfahrt ist jedoch groß genug und so rauschen wir da fast rein. Wir sind uns unschlüssig, sollen wir gleich noch tanken? Die Tankstelle ist gerade belegt. Auch weht der Wind in Böen mit 20 Knoten im Hafen recht ordentlich. Wir ziehen Kreise und halten nach einem Liegeplatz Ausschau. Was mir gefällt, darf nur von Yachten über 15 Meter angesteuert werden. Auch wenn dort kleinere Boote liegen, entscheidet sich Heiko für einen anderen Platz. Das Anlegemanöver brechen wir dort ab. Wir treiben zu schnell ab. In der nächsten Box am Schwimmsteg drückt uns der Wind rein und ich bekomme die Leinen schnell an den Klampen fest belegt. Jetzt liegen wir direkt neben der Tankstelle. Den Diesel aus unseren Reservekanistern füllen wir in den Bordtank und die Kanister wieder auf. Für die anstehende Fahrt auf die Nordsee wollen wir wieder gut ausgestattet sein. In den letzten Tagen sind wir zudem auf dem Nord-Ostsee-Kanal und der Elbe sehr viel motort.

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Auch hier haben wir die Abfahrtzeit zwar mit den Gezeiten und Strömungsverhältnissen selbst ermittelt. Aber es kann ja nicht schaden, den Hafenmeister um einen Rat zu fragen. Alles passt und wir legen eine Stunde nach Hochwasser gegen acht Uhr am nächsten Tag ab. Mit Wind aus Süd können wir gleich nach der Hafenausfahrt die Segel setzen und kommen mit 4-5Bft gut voran. Später müssen wir immer höher zum Wind laufen, so dass wir uns entscheiden weiter zu motoren. Wir wollen nach Norderney und die 70 Seemeilen zu kreuzen macht keinen Sinn. Wie vorhergesagt, schläft der Wind später auch ein. Das Wellenbild wird nur langsam ruhiger und der Strom läuft gegen uns. Wir sind nur mit einer Geschwindigkeit zwischen 4-5 Knoten unterwegs. Heiko horcht zwischendurch mal an der Koje. Ich habe entlang der Küsten zwischendurch mal wieder Internet-Empfang und überprüfe die Wetterprognosen. Das Barometer fällt auch schneller als gedacht. Und so werden die Starkwindgebiete der nächsten Tage auch schneller ziehen und zudem ausgeprägter sein, als in der Vorhersage vom Vormittag. Ich überprüfe die Gezeiten für eine Ansteuerung nach Lauwersoog. Von hier könnten wir später Binnen durch die Kanäle nach Lemmer fahren und müssen nicht mehr auf die Nordsee. Das bedeutet aber zunächst eine Nachtfahrt, denn bis dahin sind es noch weitere 50 Seemeilen. Die Gezeiten sind auch hier günstig und wir könnten mit dem auflaufenden Wasser einlaufen. Die Nacht wird zudem ruhig bleiben. Es sind ab Mitternacht südöstliche Winde von 4 Bft vorhergesagt. Halber Wind, damit schneller Kurs und auch die Strömung läuft ab dem Schluchter-Fahrwasser bei Norderney endlich wieder mit uns. Es spricht alles für eine Nachtfahrt. Heiko hatte sich etwas ausgeruht und ein warmes Essen hatten wir am Abend schon vorgekocht. Ich koche noch eine Kanne Tee, wir räumen die Taschenlampen hervor und aktivieren SAFETRX. Eine App der DGrRs die unsere Position mit tracken kann. Wenn wir zu einer vorher von uns definierten Zeit nicht ankommen bzw. unsere Fahrroute nicht deaktivieren, wird eine Nachricht an einen zuvor benannten Kontakt gesendet. Dieser muss dann ggf. eine Notmeldung (Tel.: 112 bzw. Seenotretter: 124 124) absetzen. Aber wir sind ja sicher angekommen. Ich übernehme die erste Wache bis 23 Uhr. Heiko kann nicht so recht schlafen, aber wenigstens hat er sich noch einmal etwas ausgeruht. Der Wind weht nun wie angekündigt mit 12 Knoten und wir setzen die Segel. Hier zeigt sich nun schnell die Routine der letzten Wochen. Noch scheint der Mond und es ist verhältnismäßig hell. Viele Fischer und auch Frachter sind unterwegs. Unsere neue Ausrüstung für die technische Navigation mit dem Plotter und das AIS machen sich hier nun bezahlt. Bei den vielen Lichtern ist es schwierig zu erkennen, welche Fahrzeuge sind da mit welcher Geschwindigkeit unterwegs. Die Fischer ziehen immer wieder ganz nah ihre Kreise. Mindestens 15 solcher Kutter sind in der Ansteuerung nach Lauwersoog unterwegs. Zudem ändern die ständig ihren Kurs, das ist eine wahre Slalomfahrt, die Heiko super gemeistert hat. Ich hatte mich um kurz nach Mitternacht in die Koje gelegt und bin dann auch etwas eingeschlafen. Der Alarm auf einem Instrument hatte mit geweckt. Der ertönt aber immer nur, wenn ein Wegpunkt erreicht ist. Also alles ok und wir sind nicht mehr weit von unserer Ansteuerungstonne entfernt. Der Wind frischt weiter auf, aber wir müssen eh die Segel bergen. Für die restlichen Seemeilen nach Lauwersoog kommt der Wind gegen an. Jetzt ist es halb drei nachts. Heikos Augen werden langsam müde oder sind es nur die Kontaktlinsen, die alles etwas verschwommen anzeigen. Mit einem paar neuer Linsen geht es dann wieder etwas besser. Jetzt haben wir mehr als 10 Seemeilen im Fahrwasser vor uns. Die Tonnen blinken, blitzen und funkeln wie verrückt. Davon gibt es jetzt ja auch ausreichend. Auch wenn wir auflaufendes Wasser haben, neben dem Fahrwasser wird es schnell flach. Heiko steuert oben mit dem Plotter. Ich sitze unten an der Papierseekarte und gebe immer wieder die Kennungen (Lichtsignale) der nächsten beiden Tonnenpaare zur Orientierung an Heiko durch. So hangeln wir uns da ganz gut durch. Es hilft aber auch sehr, dass wir hier auf der Hinreise schon einmal waren. So tasten wir uns auch zur Hafeneinfahrt langsam vor. Ein Liegeplatz ist auch schnell gefunden. Mittlerweile weht es mit fast 5 Windstärken. Wir lassen uns längsseits an die gut beleuchtete Pier treiben. Auch wenn das auflandig ist, wir sind schnell und sicher fest. Wenig später fallen wir total müde in die Koje. Wir sind stolz unsere erste Nachtfahrt zu zweit mit der BARONES so gut gemeistert zu haben. Und die Entscheidung für eine Nachtfahrt war das einzig Richtige! Am nächsten Tag heult der Wind. Und das wird in der nächsten Woche nicht viel anders sein. Selbst wenn der Wind etwas nachlässt, steht auf der Nordsee immer noch die hohe Welle. Und das dann alles gegen an zu motoren bei Südwestwind ist nicht vernünftig und bringt keinen Spaß mehr. Wahrscheinlich hätten wir mindestens eine Woche auf Norderney verbracht. Das wäre für die Rückreise nach Lemmer zeitlich dann schon knapp geworden.

Aber ab jetzt können wir alles entspannt angehen. Der Wind bläst uns in Lauwersoog ordentlich um die Ohren. Dabei ist es aber immer noch schön warm. Wir schauen mal beim örtlichen Yachtausstatter, ob wir noch eine aktuelle Karte für die Staande Mastroute bekommen. Aber die gibt es nicht mehr. Statt dessen kaufen wir eine Übersichtskarte, wo auch die Route eingezeichnet ist. Wir haben noch einen alten Atlas aus dem Jahr 2007 von unserem Voreigner an Bord. Für die Brückenöffnungszeiten benötigt man den Wateralmanak. Und dieser steht in einer aktuellen Ausgabe in unserer Bordbibliothek. Also das sollte reichen. Am nächsten Morgen geht es dann schon wieder um acht Uhr mit dem Hochwasser zur Schleuse Robbengat. Wir müssen nicht lange warten. Und so sind wir schnell ins Binnenland geschleust. Morgens ist es mittlerweile recht kühl geworden. Frühstück gibt es wie gehabt unterwegs. Von Klaus und Greta gab es die Empfehlung das Örtchen Dokkum zu besuchen und somit ist Dokkum unser heutiges Tagesziel. Zuvor geht es durch zwei Schleusen und einer Vielzahl von Brücken vorbei. Die Sonne scheint und so wird es auch bald wärmer. In Dokkum gibt es nur eine Liegeplatzmöglichkeit für Yachten mit mehr als 1,50m Tiefgang. Das ist vor der „Woudpoortbrug“ und so machen wir dort fest. Das Liegegeld mit 8,90€ lohnt kaum den Aufwand. Aber hier bezahlt man eher für die Brückenöffnungen und da kommen dann auch mal schnell ein paar Euro zusammen. Dokkum ist ganz niedlich. Viele kleine Gassen und eine schöne erhaltene Altstadt. Wir finden ein Cafe an einen der schönen Kanälen und essen eine Kleinigkeit. Später laufen wir durch den Ort. Es gibt hier tatsächlich auch sehr viele Einkaufsmöglichkeiten. So klein und verschlafen ist der Ort garnicht. Am Abend fanden wir den Weg in das Stadscafe Arisante. Sehr zu empfehlen! Gemütlich, gut Küche und leckeren Wein.

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Heiko möchte am nächsten Tag mit der ersten Brückeöffnung um 9 Uhr weiter Richtung Leeuwarden. Die anderen Boote warten schon vor der Brücke. Jetzt schnell hinterher. Die Brücke öffnet etwas früher. Mittlerweile sind wir schnell im Ablegen und schaffen die frühe Brückenöffnung auch noch. Insgesamt kommen noch drei weitere Öffnungen. Wobei der Brückenwärter immer mit dem Fahrrad von einer zur nächsten Brücke fährt. Also warten alle Boote in dem Kanal. Auch heute weht der Wind wieder ordentlich. Das ist dann immer gar nicht so leicht unsere Yacht im Wind zu halten. Für das Bezahlen des Brückengeldes wird eine Angel mit einem Holzschuh beim Passieren des Brückenhauses heruntergelassen. Hier kann man dann das Geld in den Holzschuh stecken. Insgesamt klappt das mit den Brückenöffnungen sehr gut und es gibt wenig Wartezeit. Wir fahren mit den anderen Booten seit Dokkum im Konvoi. Die Kanäle sind teilweise sehr eng. So schön das auch ist, aber in der Hochsaison oder an Wochenenden möchte ich hier nicht unterwegs sein. Wir haben mit 1,85 m Tiefgang auch nicht so viel Spielraum um anderen Booten auszuweichen. Zudem möchte man mit dem Mast und Wanten nicht in den Baumkronen hängen. Auch wenn der Tiefgang auf maximal 1,90m auf der gesamten Strecke angegeben ist, so flach war es dann doch sehr selten. Auch in Leeuwarden haben wir wieder Glück, der letzte Liegeplatz an der Pier mit mehr Tiefgang können wir ergattern. Gegen Mittag sind wir schon angekommen. Wir bleiben auch den nächsten Tag. Es ist viel Regen und auch Wind vorhergesagt. Und so machen wir es uns gemütlich. Zum ersten Mal nimmt nun der Heizlüfter an Bord seinen Betrieb auf. Zwischen den Regenschauern spazieren wir durch die Stadt. Wir sind nicht zum ersten Mal hier. Im Winterurlaub haben wir die Stadt zuvor schon einmal besucht. Am Abend gehen wir ganz lecker spanisch im „El Toro“ essen – sehr zu empfehlen!

Unser letzter „Seetag“ dieser Reise ist nun gekommen. Und auch hier legen wir wieder früh gegen 9 Uhr ab und nehmen die erste Brückenöffnung. 60 Kilometer sind es auf den Kanälen nun noch bis Lemmer. Diesmal müssen wir zwei Eisenbahnbrücken passieren. Die Zugfahrpläne müssen eingehalten werden und so warten wir. Da hilft es auch nicht an den Stationen sich beim Brückenwärter zu melden. Hier gab es eher selten eine Rückantwort. Die Fahrt zieht sich. Gegen 17 Uhr erreichen wir Lemmer. Schnell fahren wir noch an der Tankstelle vorbei. Dann ist das auch erledigt. Wir drehen noch eine kurze Runde in unserem „Heimathafen“. Viel hat sich nicht verändert. Es ist Samstag und so sind einige Stegnachbarn auch auf ihren Schiffen. Wir freuen uns über die vielen helfenden Hände und über das Wiedersehen mit allen.

Die nächsten zwei Regentage in Lemmer verbringen wir mit dem Ausräumen der Schränke im Schiff. Klaus (vom Yachtservice) kümmert sich nun auch um unser Auto. Die Batterie hat aufgegeben. Eine Neue muss bestellt und eingebaut werden. Aber auch das ist schnell erledigt und wir sind wieder mobil.

Dann kommt endlich wieder die Sonne zurück und wir widmen uns dem ausführlichen Bootsputz. Dabei gibt sich Heiko alle Mühe und beseitigt die Rostspuren auf sämtlichen Edelstahlteilen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Gemütlich sitzen wir den letzten Tag im Cockpit und genießen die Sonne. Bevor wir nach Hause fahren, besuchen wir noch Heikos Bruder mit Familie auf dem Rückweg. Wir haben uns ja auch lange nicht gesehen. Am Sonntag geht es dann die restlichen 300 Kilometer wieder ins Ländle.

Und jetzt gewöhnen wir uns wieder ans Landleben. In drei Wochen sind wir wieder auf dem Schiff. Dann geht es zum Absegeln und dem letzten Törn in diesem Jahr. So läßt sich das Aushalten…

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