Wie schnell doch die Zeit vergeht. Mittlerweile haben wir die dänische Inselwelt weit hinter uns gelassen und sind durch den Nord-Ostsee-Kanal. Bevor es auf die Nordsee ging, fuhren wir noch elbaufwärts nach Hamburg. Dann eine ruhige Nachtfahrt auf der Nordsee bis nach Holland, um den heran nahenden Tiefdruckgebieten zu entkommen. Es wird Herbst und Zeit nach Hause zu kommen. Über die „Staande Maastroute“ schippern wir nun gemütlich über die friesischen Kanäle nach Lemmer zurück. Somit sind wir in den letzten 3 Wochen weitere 400 Seemeilen gereist. Viel haben wir erlebt und ich bin gar nicht mehr zum Schreiben gekommen. Heute stürmt es und wir liegen sicher in Leeuwarden. Es ist wieder Zeit euch mit unseren Berichten ein Stück auf der Reise mitzunehmen.
1. Teil von Fåborg bis nach Kiel
Von der dänischen Stadt Fåborg war es nur ein kleiner Sprung von sieben Seemeilen zur Insel Lyø. Wir haben gegen Mittag abgelegt. Endlich war der Regen vorbei. Bei der kleinen Hafeneinfahrt in Lyø muss man wachsam sein, wenn die Fähre gerade angelegt hat. Die Einfahrt in den Hafen ist direkt nebenan und das Schraubenwasser der Fähre hätte uns da ganz schön durchgeschüttelt. Zu kleine Schilder an der Hafeneinfahrt warnen hier zusätzlich. Nachdem die Fähre abgelegt hat, konnten wir den Hafen ansteuern. Liegeplätze zur freien Auswahl! Später am Abend kommt noch persönlich der Hafenmeister vorbei. Eine der wenigen Häfen, wo noch kein Automat aufgestellt ist. Wir wollen am nächsten Tag die Insel erkunden und bezahlen gleich für zwei Übernachtungen. Direkt an der Fähre kann man sich Fahrräder ausleihen und die Kosten nur 20 DKK für einen Tag. Dabei sind diese auch noch super gewartet. Toller Service, den wir gerne nutzen. Auch hier befindet sich für die Bezahlung wieder eine Kasse des Vertrauens. Wir sind ganz beeindruckt von der schönen Natur auf der Insel und radeln die kleinen Hügel rauf und runter. Ein Besuch der Insel lohnt sich wirklich und wir kommen bestimmt irgendwann mal wieder.
Unterwegs kehren wir in dem Inselcafe ein. Und stärken uns mit einer leckeren Pizza aus dem Steinbackofen. Auch hier haben wir wieder Glück. Es ist der letzte Öffnungstag. Denn hier beginnt dann schon die „Winterzeit“ und vieles hat nicht mehr geöffnet.
Weil uns das „Inselleben“ so gefällt, legen wir ab und motoren die vier Seemeilen zur nächsten Insel weiter. Der Hafen auf der Insel Avernakø ist etwas kleiner. Aber bietet in der Nebensaison ausreichend Platz. Am nächsten Tag wird der Wind mit 5-6 Windstärken pfeifen und wir legen noch einen Hafentag ein. Auch hier gibt es wieder Räder für eine Inseltour. Allerdings sind diese schon etwas klapprig. Heiko tritt dennoch tapfer in die Pedale. Ich packe wieder mein Klappfahrrad aus der Backskiste aus und so erkunden wir auch diese Insel gemeinsam mit dem Rad. Die ist stärker geprägt von der Landwirtschaft. Die Häuser sind teilweise nicht so liebevoll restauriert wie auf Lyø. Dafür finden wir Hofläden, wo wir uns mit Gemüse und Fleisch eindecken können. Das Steak vom Rind war das Beste auf der ganzen Reise! Abends heult der Wind immer noch, der Sonnenuntergang ist gigantisch und ich schaue am Abend noch in die Sterne und zähle die Sternschnuppen. Ein weiterer wunderschöner Inseltag geht zu Ende.
Auf nach Mommark! Das wird unsere letzte Station in Dänemark sein. Ingrid und Oliver haben den Hafen auf ihren Segeltörns in den dänischen Gewässern entdeckt. Den gucken wir uns jetzt endlich auch mal an ;-). Für die kurze Überfahrt von nur 11 Seemeilen haben wir schwachen Wind aus Ost. Aber die 8 Knoten Wind reichen uns für ein gemütliches dahin gleiten und so queren wir gemütlich den kleinen Belt. Vor dem Hafen liegt ein Flach. Die Einfahrt ist betonnt. Aber die Tonnen (eher „Tönnchen“) sind kaum zu erkennen. Bei Wind und Welle verschwinden diese fast vollständig. Sehr abenteuerlich diese Ansteuerung. Gut das wir so ruhiges Wetter haben. Der Hafen ist recht klein, aber wir sind schon früh da. Später wird sich dieser schnell füllen. Wir begeben uns auf einen kleinen Rundgang und spazieren am Strand entlang. Wir sind in der dänischen Südsee. Da darf die Palme am Strand nicht fehlen!
Es ist noch ein schöner sommerlicher Tag. Ich nutze das aus und gehe später noch eine Runde schwimmen. Heiko hilft derweil den neu einlaufenden Yachten im Hafen beim Anlegen. Gegen Abend kommt noch eine kleine gecharterte Yacht (MOLA) aus Flensburg an. Leider werden wir dann Zeugen, wie schnell ein Unfall passieren kann. Mit Pinnensteuerung und der Gashebel tief im Cockpit fährt die Yacht mit viel Geschwindigkeit in ein anderes Motorboot. Der Eigner hat diese erst ein Jahr. Der Knall geht durch „Mark und Bein“. Es gibt zum Glück nur Schäden an den Yachten. Wir können uns das nur so erklären, dass auf den tief sitzenden Gashebel etwas gefallen ist (Leine?) und diesen verklemmt hat oder durch eine geänderte Sitzposition der Gashebel versehendlich betätigt wurde. Dann braucht es nur wenige Sekunden und schon ist es passiert. Hoffentlich ist die kleine Chartercrew gut versichert.
Wir liegen mit zwei weiteren Booten im Päckchen, da der Schwimmsteg mit einem Brandschaden an Land steht. Folglich kommen wir am nächsten Tag erst gegen 11 Uhr los. Es ist noch Flaute und so eilig haben wir es nicht. Es sind zwar 34 Meilen bis Eckernförde, aber der Wind kommt erst etwas später. Und so müssen wir nur eine Stunde motoren und können bald die Segel setzen. Unterwegs fischen wir noch größeres Treibgut aus dem Wasser. Eine Markierungsstange von einem Fischernetz hat sich irgendwo auf See gelöst und treibt nun im Wasser herum. Langsam geht es voran und so genießen wir die Fahrt vorbei an der deutschen Küste. Die Einfahrt in die Schlei ist gut zu erkennen. Aber unser Tagesziel soll Eckernförde sein. Auch weil am nächsten Tag schon wieder viel Wind vorhergesagt ist. Den Ort kennen wir beide nicht und so sind wir gespannt. Wir haben achterlichen Wind und gleiten mit einem „Schmetterling“ (Segelstellung) in die Förde. Auch hier findet wieder eine Feierabendregatta statt. Wir segeln am Regattafeld an dem großen Marinehafen vorbei. Gegen 19 Uhr ist in dem Stadthafen kein Plätzchen für uns mehr frei. Wir fahren etwas weiter und beim örtlichen Yachtausstatter sind noch ausreichend Boxen frei. Was für ein Glück, hier gefällt es uns auch viel besser. Die Stadt ist noch viel näher. Wir liegen vor der Klappbrücke und genießen die Atmosphäre hier. Am nächsten Tag bezahlen wir unsere Hafengebühr und bummeln gleich durch den Yachtausstatter. Heiko hat unterwegs schon ein paar Segelschuhe entsorgen müssen. Die waren schon etwas älter und sind dann irgendwann auseinandergefallen. Ich berate Heiko und so finden wir schnell einen bequemen Ersatz. Auch gefallen Heiko die reduzierten Fleecejacken, so dass diese gleich im Doppelpack (in unterschiedlichen Farben) den Besitzer wechseln. Später erkunden wir die Stadt und kaufen im örtlichen Supermarkt noch etwas ein. Seit über 3 Monaten waren wir nicht mehr in Deutschland. Und so füllt sich das jetzt alles sehr heimisch an und wir können wieder mit Euro bezahlen. Auf dem Rückweg reservieren wir noch einen Tisch für den Abend in dem Fischlokal „FISCHDEEL“. Eine wirklich sehr gute Empfehlung von unserem Hafenmeister.
Am nächsten Tag hat sich der Wind wieder beruhigt und gleichzeitig auch gedreht. So das wir nun mit südwestlichen Wind und erneut raumen Kurs aus der Bucht wieder heraus segeln. Die Plattbodenschiffe haben zeitgleich mit uns abgelegt und begleiten uns auf dem Weg in die Kieler Förde. Dabei sind die nicht unbedingt viel schneller unterwegs wie wir. Wir müssen mit Halsen immer wieder vor dem Wind kreuzen, um hier ausreichend Raum zu lassen. Auf der Fahrt hören wir noch den Funk (UKW-Kanal 16) mit. Es scheint irgendwo eine Begegnung zwischen Berufsschifffahrt und einem Sportboot gegeben zu haben, die wohl nicht ganz „reibungsfrei“ verlief. Wir können aber nur eine Seite im Funk (vermutl. die Berufsschifffahrt) mit dem Satz „Was soll das? Ich kann Ihnen auch die Wasserschutzpolizei vorbei schicken!“ hören. Willkommen in Deutschland! Solche Töne haben wir auf unserer Reise nur auf deutschen Gewässern gehört. In Dänemark, Schweden und den Niederlanden ist man da eher entspannter unterwegs. Auch sehen wir in Eckernförde keinen einzigen Angler vor Anker ohne Ankerball liegen. Hier hat wieder alles seine Ordnung!
Später luven wir weiter an und können bis zum Leuchtturm Friedrichsort noch mit ein bis zwei Kreuzschlägen gut segeln. Der Wind legt dabei auf bis zu 5 Windstärken zu. Da für später am Nachmittag eine Unwetterfront angekündigt ist, entscheiden wir die weitere Strecke zum Hafen nach Möltenort direkt zu motoren. Dort gibt es zwei Hafenbecken. Kurze Rundfahrt durch den Fischereihafen. Hier gibt es keine freie Box mehr. In dem nächsten Hafenbecken haben wir Glück. An den Kopfstegen gibt es Hinweise, für welche Schiffsgröße diese vorgehalten sind. Das erleichtert die Suche ungemein. Der Nachbar nimmt uns noch eine Leine ab. Wir gucken kurz zum Hafenbüro vorbei. Zwischenzeitlich zieht es am Horizont schon dunkel auf. Wir bauen schnell noch die Kuchenbude (Zelt über das Cockpit) auf und dann geht es auch schon los. Der stürmische Wind lässt unser Schiff an den Leinen zerren, der Regen prasselt heftig nieder. Wir sind froh wieder rechtzeitig im Hafen eingelaufen zu sein. Nach einer Stunde ist der Spuck vorbei und das Wetter beruhigt sich wieder. Der Hafen und auch Möltenort gefällt mir fast besser als Laboe. Der Hafenmeister ist sehr bemüht und die Anlagen sind alle top gewartet. Der Hafen ist kleiner und so ist die ganze Atmosphäre hier sehr familiär. Am nächsten Tag ziehen immer wieder Regenschauer mit viel Wind durch. Wir erkunden den Ort, spazieren an der Hafenpromenade und dem U-Boot Ehrenmal entlang, schauen der Regatta auf der Kieler Förde zu und gehen später noch etwas einkaufen. Möltenort ist dabei viel beschaulicher und nicht ganz so touristisch wie Laboe. Zudem ist die Lage direkt gegenüber der Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal für uns sehr günstig. Am nächsten Tag kommen uns dann Hanno und Sigrid mit dem kleinen Jakob aus Lübeck besuchen. Wir freuen uns sehr über den kurzen und spontanen Besuch. Hanno hat ebenso einen Segelschein und Segelerfahrung. Und freut sich ganz besonders bei uns einen Nachmittag Segeln zu können. Jakob erkundet das Boot und ist ganz besonders neugierig, was sich hinter jeder Klappe verbirgt. Für einen kleinen Segelausflug auf der Kieler Förde haben wir das perfekte Wetter. Die Sonne lacht und der Wind weht zwar etwas böig, aber ansonsten nur mit moderaten 3-4 Windstärken. Wir kreuzen mit einigem Wenden Richtung Kiel in die Förde hinein. An uns ziehen die großen Schiffe vorbei. Ein Kreuzfahrtschiff legt ab und nimmt seinen Kurs Richtung Oslo mit lautem „Tröten“ auf. Für uns alle ein ganz besonderes Erlebnis so nah an den großen Schiff vorbei zu ziehen. Jakob hat unterwegs viel Spaß alles zu entdecken, hier mal Winschen und da mal fest an den Leinen ziehen, mit dem Papa am „großen Rad drehen“, mit der Mama in der Koje kuscheln und immer wieder den Niedergang erklimmen. Wir fallen vom Wind ab und haben diesen nun von Achtern. Mit der Sonne nun ein sehr warmer Kurs. Wir lassen uns mit der Genua wieder zurück in den Hafen nach Möltenort ziehen. Unterwegs noch ein kleiner Gruß aus der Bordküche und ich freue mich, dass es allen gut geht und schmeckt. Viel zu schnell ist das kleine „Segelabenteuer“ für uns alle zu Ende, aber der „kleine Mann“ ist müde. Ich glaube, Sigrid ist auch wieder ganz froh festen Boden unter den Füßen zu haben. Insgesamt sind wir zusammen 11 Seemeilen unterwegs gewesen und hatten alle viel Spaß dabei. Wir genießen den restlichen Tag mit Sonne im Cockpit und hören dem Funk auf „Kiel Canal 4“ zu. Hier meldet sich die Berufsschifffahrt für den Nord-Ostsee-Kanal an. Das ist sehr interessant und manchmal auch sehr lustig, wenn eine Segelyacht zwischendurch sich zur Durchfahrt mit einem „flotten Spruch“ anmeldet. Was eigentlich nicht nötig ist. Aber dennoch werden auch diese „Wortmeldungen“ alle sehr professionell beantwortet. Am nächsten Tag werden wir uns dann auch in den Wartebereich „anstellen“ und unsere Heimreise fortsetzen.
Hey, schön, dass wir euch in Möltenort besuchen durften und mal euer Boot testen! Vielen Dank für einen tollen Nachmittag!