Der letzte (B)Logbucheintrag stammt aus Sønderborg und mittlerweile ist schon fast wieder eine Segelwoche verstrichen. Die Zeit vergeht schnell, wir erleben viel und genießen diesen fantastischen Sommer. So waren wir in der Dyvig, eine Bucht nur ca. 12 Seemeilen weiter nördlich von Sønderborg. Ich kenne die Dyvig immer nur aus dem Herbst. Das hatte auch seinen Reiz. Bei der Ansteuerung gibt es eine flache Engstelle, die unsere volle Aufmerksamkeit erfordert. Aber es ist alles betont und so kommen wir durch das flache Fahrwasser gut vorbei. Wir sind ja niedrige Wassertiefen aus dem Ijsselmeer gewöhnt, da sind nur 3,10m nix Ungewöhnliches. In der Dyvig gibt es jetzt zwei kleine Häfen und ein schönes Hotel. Erst eine kleine Rundfahrt durch die Bucht dann haben wir den neuen Hafen am Hotel erkundet. Hier hätte es auch noch ausreichend Platz zum Anlegen gegeben. Aber wir wollen Ankern. Vorsichtig den Ankergrund erkundet und der Anker fällt auf 5 m Wassertiefe.
Die Badeleiter wird ins Wasser gelassen und … nee, so schnell ging es da nicht rein. Das war noch ganz schön kühl. Aber einmal im Wasser, was für eine herrliche Abkühlung. Eine Runde ums Boot geschwommen und dabei noch die Wasserlinie mit einer Bürste von den Algen gereinigt. Unser Boot liegt im Winter auch im Wasser. Das hinterlässt so seine Spuren. Die sind jetzt beseitigt. Für den Rest des Tages ist Faulenzen angesagt. Wir schauen den einlaufenden Booten und deren Ankermanöver zu. Am Freitag ist noch recht viel Platz, in der nächsten Nacht liegen wir schon näher vor Anker zusammen. Ausgerechnet da nimmt dann der Wind etwas zu. Aber die Anker halten. Abends wird an Bord gegrillt. Wir bleiben noch einen Tag in der Bucht. Es ist kein Wind vorher gesagt und ganz schön heiß. Mittelmeerfeeling! Ich springe schon vor dem Frühstück ins Wasser zur Abkühlung. Unsere Motivation in der Hitze das Dinghi aus der Achterkoje zu holen (sind immerhin 30 kg) und dann auf dem Vorschiff aufzubauen geht gegen Null. Aber wir wollen ja auch nicht an Land. Wie beobachten viele Segler, die mit ihren Hunden unterwegs sind. Die müssen dann regelmäßig zur Hunderunde an Land. Wir bleiben faul, springen kurz zur Abkühlung ins Wasser, lesen und schauen dem Treiben auf dem Wasser zu. Hier hätten wir es noch länger aushalten können. Aber am nächsten Tag ist es bewölkt und gleich nicht mehr so warm. Wir ziehen weiter. Anker hoch. Was für ein „Schmodder“ kommt da mit? Die Kette ist mit einem gel-artigen Schlamm überzogen, der lässt sich noch nicht einmal mit kräftigem Schütteln der Ankerkette entfernen. Viel Raum zum Manövrieren ist nicht, also erstmal rein mit dem „Dreck“ in den Ankerkasten. Wieder durch die Engstelle im Fahrwasser aus der Dyvig. Weiter geht es nach Aarø. Eine kleine Insel nur 17 sm entfernt. Es ist Sonntag und wir hoffen, dennoch ein Plätzchen in den kleinen Hafen zu bekommen. Der Wind ist schwach, wir holen das Maximum an Geschwindigkeit aus den Segeln. Und wie soll es anders sein. Pünktlich zum Anlegemanöver in dem engen Hafen brist der Wind auf. So recht ist auch nicht klar, wo ein freier Platz für uns ist. Der urige Hafenmeister kommt schnell auf seinem Elektroscotter angerollt und weist uns ein Plätzchen zu. Heiko fährt das Manöver wieder souverän. Die Luv-Heckleine über den Poller. Dann schnell dicht genommen. Damit lässt sich nun das Boot kontrollieren. Leicht Gas nach vorne und ggf. nach Steuer/Backbord korrigiert. Ich bringe die Fender aus und reiche die Luv-Vorleine über den Steg. Das Manöver hat sich bewährt und bisher haben wir das stressfrei immer mit nur vier Händen so in die Box geschafft. Nur ich muss mit meinen kurzen Beinen ganz schön an Bord klettern. Kleiner Landgang, Hafengebühr bezahlt und ein Eis zur Abkühlung. Wir bleiben noch einen Tag.
Hier ist es schön. Der kleine Hafen hat viel Atmosphäre. Wir liegen direkt mit Blick auf den Leuchtturm zur Hafenausfahrt. Heiko hilft hier und da immer noch anderen Seglern beim Anlegen. Am nächsten Tag laufen wir über die Insel. Hier wird sogar Wein angebaut! Aber bei den Preisen von mindestens 160 DKK (ca. 23 Euro) für eine Flasche wollen wir den im Norden angebauten Wein nicht probieren. Da sind wir von unserem Lieblingsweingut St. Annagarten aus Beilstein von der Qualität verwöhnt. So laufen wir weiter über den Naturstrand, vorbei am Leuchtturm zurück zum Hafen.
Am nächsten Tag wollen wir weiter Richtung Norden durch den kleinen Belt bis Middelfart. Südöstliche Winde sind vorhergesagt. Na das würde doch super passen. Der Wind kommt dann aber aus Nordwest und schläft bald immer weiter ein.
Ich höre hinter mir ein lautes Atmen. Ein kleiner Schweinswal begleitet uns durch die Flaute. Wir sind geduldig und warten auf dem Wind. Heiko schaut durchs Fernglas und sieht am Horizont Schaumkronen im Wasser. Wind! Mehr als uns später lieb ist. Wir sind vorbereitet. Da kommt er der Wind erst aus Ost, um dann schnell wieder auf Nordost zu drehen. Da wollen wir hin also gegen an. Am Anfang mit 16 Knoten, schnell dann 20 Knoten. Wir reffen die Segel. Dann stehen auch schnell in Böen die 24 Knoten auf dem Windmesser. Wellen kommen über, dabei haben wir hier kein offenes Fahrwasser im kleinen Belt. Bei 6 Windstärken im Fahrwasser nach Norden weiter zu kreuzen, ist schnell anstrengend, dabei machen wir keine Höhe gut und wir holen die Segel ein. Motoren ein Stück und können später auf unserem Kurs mit der Genua im geschützten Fahrwasser ohne Welle noch Segeln. Auf der Eisenbahnbrücke wird gerade eine Bridgewalking-Tour in 60 Metern Höhe durchgeführt. Das wäre nix für mich. Wir fahren unter diese Brücke durch. Mittlerweile sind es bis zu 26 Knoten Wind in Böen. Das wird ja ein spannendes Anlegemanöver. Der alte Stadthafen bietet wenig Platz, daher fahren wir weiter zum neuen Stadthafen. In unserer Seekarte ist die Erweiterung noch als „Under Construction“ markiert. Über den Berichtigungshinweis zu unseren Seekarten des NV Verlages wissen wir, er ist nun fertig. Der ist ja komplett leer! Nur ein Motorboot liegt dort. Wir sind froh über den Platz längsseits zum Anlegen. Bei über 20 Knoten Wind ablandigen Wind geht das aber wunderbar. Achterleine über den Poller, schnell dicht geholt und der Rest läuft über die Maschine und Ruderwirkung. Schnell liegen wir gut fest. Bezahlen die Hafengebühr. War uns schon klar, hier wird es mit 220 DKK (ca. 31 EUR) teurer. Noch immer Baustelle, aber die Duschen im Container sind vom Feinsten. Es gibt elektronische Anzeiger mit einem Sensor (Ultraschall-Entfernungs-Sensor?) an den Liegeplätzen. Dieser zeigt dann am Bezahl-Automat, welche Liegeplätze belegt sind und welche davon noch nicht bezahlt wurden.
Wir erkunden die Stadt, den Gammle Havn (alter Hafen) und lassen uns später eine Pizza beim Italiener schmecken. Wir sind k.o., aber später schauen wir von unserem Liegeplatz noch den Lichtern im Fahrwasser im kleinen Belt zu. Es ist schon 23 Uhr und irgendwie immer noch hell und gar nicht so kalt. Heiko holt noch schnell das Stativ und macht Bilder von der Sonnenuntergangsstimmung.
Am nächsten Tag gleiches Windspiel. Erst wie vorhergesagt Wind aus Süd. Wir segeln mit dem Strom, der hier schon mit einem Knoten fahrt in unsere Richtung setzt unter der Autobahnbrücke am kleinen Belt durch. An Steuerbord gibts schöne Orte mit kleinen Yachthäfen und Leuchtturm. Nach Backbord viel Industrie und Frachtschiffe. Kaum sind wir aus dem Fahrwasser ist der Wind auch schon wieder verschwunden. Aber die Schweinswale sind immer wieder da und begleiten uns. So viele wie hier in der Bucht habe ich in der Ostsee noch nicht gesehen. Wir motoren weiter. Der Wind nimmt wieder zu und kommt dabei wieder aus Nordost. Das kannten wir doch schon von gestern. Später können wir abfallen und mit der Genua die letzten Meilen bei guter Welle und 4-5 Bft zum Hafen nach Juelsminde segeln. Der Hafen ist gemütlich, ich springe noch in die Wellen am naheliegenden Strand. Später beobachten wir den Sonnenuntergang geschützt im Cockpit. Der Wind pfeift immer noch. Morgen geht es dann weiter nach Samsø.
Hallo Christiane und Heiko!
Ihr Lieben, hört Ihr unseren grünen Neidpickel wachsen? 😉
Wir sind sprachlos und stolz wie Bolle auf unsere sportlichen Nachbarn. Ihr habt`s ja voll im Grips und im Griff !!!
Danke für den wieder mal sehr gelungenen Reisebericht. Weiterhin viel Freude und alles Gute !!!
Eure C + A
Wow, ihr Glücklichen.! Hoer sich toll an. LG Matthias