80 Seemeilen weiter bis nach Grenå

Eine weitere schöne Segelwoche haben wir erlebt und wollen euch hier mit auf unsere Reise nehmen. Die ersten Seemeilen Richtung Samsø waren ruppig. Der Wind kam statt aus Süd mit 5 Beaufort aus Ost, also wieder mal gegen an. Auf der offenen See stand dann eine Welle von bis zu einem Meter. Nach 2,5 Stunden unter Motor durch die Wellen, konnten wir dann mit der Genua auf einen angenehmen Kurs abfallen. Zunächst noch mit viel Welle und Wind wurde es im Schutz der Insel Samsø schnell ruhiger. So dass wir später das Großsegel auch noch setzen konnten. Die Samsø-Fähre „zwang“ uns noch zu einem Ausweichmanöver.

Wir haben uns den idyllischen Hafen in Mårup für unseren Besuch auf der Insel ausgesucht und werden nicht enttäuscht. Der Hafen ist erstaunlich leer. Später laufen noch einige Boote ein, aber auch zum Wochenende hin wird dieser Hafen im Vergleich zu Tunø viel Platz zum Anlegen bieten. Hier gefällt es uns. Wir leihen am nächsten Tag noch ein Fahrrad für Heiko aus, ich habe ja mein Klappfahrrad dabei, und erkunden die Insel. Es geht vorbei an dem wunderschönen erhaltenen Ortskern in Nordby, weiter zu einem Aussichtsturm. Dabei haben wir ordentlich bergauf zu strampeln. Die Insel ist sehr hügelig.

Auf dem Rückweg noch an einem der vielen Gemüsestände am Wegesrand vorbei. So frisch und lecker! Einfach mitnehmen und in die „Kasse des Vertrauens“ am Stand einzahlen. Wir können unseren „Gemüsekeller“ in der Bilge auffüllen. Bei ca. 14-16 Grad lagert dort nicht nur Bier und Wein, sondern auch unser Gemüse. Nach der anstrengenden Fahrradtour springen wir zur Abkühlung noch ins Wasser. Auch hier ist der Strand direkt am Hafen. Später grillen wir in strandnähe. Wir sind von den Einrichtungen im Hafen begeistert. Auch in anderen Häfen werden wir immer wieder Seglerstuben vorfinden. Gemütlich eingerichtete Küchen mit Sitzmöglichkeiten (besonders bei schlechtem Wetter). Das steht allen Seglern offen, wir nutzen es und Heiko erledigt den Abwasch. Später sitzen wir im Cockpit, das eine oder andere Boot läuft noch ein. Aber es ist auch abends lange hell. Ein wirklich schöner Tag geht zu Ende.

Am nächsten Tag ziehen wir nur 4 Seemeilen weiter auf die Insel Tunø. Es ist wenig Wind und wir versuchen zu Segeln. Später packen wir doch noch die Segel ein. Der Run auf die Liegeplätze hat begonnen. Es ist Samstag. Wir lesen später rund um Aarhus gibt es mehr als 1.200 Liegeplätze und die Wochenendsegler sind zahlreich unterwegs.

Der Hafen ist gut gefüllt. Wir bekommen eine Vorstellung, was hier ab Juli los sein muss. Da kann man dann trockenen Fußes von der einen Uferseite zur anderen laufen. Der Strand in der Nähe ist sehr flach, so sind hier besonders viele Familien mit Kindern unterwegs sind. Wir laufen vor 12 Uhr in den Hafen ein. Finden ein gutes Plätzchen und bekommen schnell Nachbarn. Ein deutsches Ehepaar hat auch ihr Boot in Holland zu liegen. Vor drei Jahren waren beide in der Ostsee für 5 Monate unterwegs. Wir kommen schnell ins Gespräch. Anschließend besichtigen wir den kleinen Ort. Die Kirchturmspitze weist den Seefahrern mit dem Leuchtturm den Weg. Danach kaufen wir in der örtlichen Räucherei am Hafen noch leckeren geräucherten Fisch ein und genießen den an Bord. Wir schauen dem Treiben im Hafen zu. Später sind wir mutig und springen wieder ins Wasser. Es ist immer noch sehr erfrischend! Am Abend wird direkt am Steg gegrillt.

Am abend verabreden wir uns mit den beiden Nachbarn an unserem Schiff zu einem frühen Ablegemanöver für den nächsten Tag. Es ist Regen und mehr Wind vorhergesagt. Auf Segeln im Regen haben wir keine Lust. Dann lieber früh raus. Um kurz vor 8 Uhr werden wir am nächsten Tag aus dem Päckchen „gleiten“ und die Nachbarn warten noch auf den Wind. Wir motoren die 16 Seemeilen nach Langør (Samsø). Die Schweinswale sind auch schon wach und kommen immer wieder bei uns vorbei. Einfach traumhaft. Hier verkehren die Schnellfähren mit 38kn Fahrt zwischen den Inseln. Wir geben Obacht. Später im Fahrwasser nach Langør sehen wir sogar noch Seehunde.

Die Anfahrt ist sehr flach und erfordert unsere volle Aufmerksamkeit. Aber landschaftlich mit den vielen Vögeln… ein Traum dieser Fjord im Norden von Samsø. Am Horizont sieht man aus dem Großen Belt auch die großen Frachtschiffe vorbei ziehen. Wir kommen rechtzeitig vor dem Regen an. Aber es dauert keine halbe Stunde dann ist er da. Heiko baut noch schnell die Kuchenbude auf (Zelt über das Cockpit) so können wir immer noch draußen sitzen. Aber es wird auch schnell windig und damit kalt. Wir ziehen uns zu einem erholsamen Schläfchen zurück. Zum Abend hört der Regen auch auf, aber es bleibt kalt. Das kennen wir schon gar nicht mehr!

Am nächsten Tag ist Sturm vorhergesagt, der fegt dann auch mit bis zu 30 kn durch den Hafen. Wir schlafen aus, waschen später unsere Wäsche und nutzen den Nachmittag noch zu einem Spaziergang. Es ist bewölkt, aber dennoch sind wir von der Natur und den Farben begeistert.

Hier gibt es ansonsten nur einige Ferienhäuser, wenig bewohnte Häuser aber wieder eine prunkvoll ausgestattete Kirche.

Am nächsten Tag hat sich der Wind beruhigt. Wir können also ablegen und verlassen die Insel. Hier hat es uns ausgesprochen gut gefallen und in der Vorsaison konnten wir auch die Stille der Insel noch genießen. Nun geht es weiter Richtung Norden nach Grenå. Zunächst wieder unter Motor durch das enge Fahrwasser. Dann können wir mit guter Geschwindigkeit segeln. Später schläft der Wind ein und wie angekündigt dreht er noch einmal um 180 Grad. Eine Stunde können wir dann noch weiter segeln und fahren die restlichen Meilen unter Motor. Die Sonne scheint wieder und es ist warm. Unterwegs beobachten wir noch ein Manöver der dänischen Marine.

Nach 33 Meilen kommen wir dann gegen 19 Uhr in Grenå an. Finden auch schnell noch längsseits einen Liegeplatz, somit muss ich nicht wieder auf den Schwimmsteg über den Bug klettern. Beim Anlegemanöver versagt dann das Bugstrahlruder. Alles geht trotzdem gut. Und ab jetzt ist für uns die „unbeschwerte Urlaubsstimmung“ etwas vorbei. Die Batterie hat ausreichend Strom. Ich steige noch abends ins Hafenbecken und tauche das Bugstrahlruder ab. Die Schraube ist noch da. Heiko telefoniert noch mit Klaus von unserem Yachtservice in Holland. Mögliche Ursachen werden besprochen. Aber schnell ist klar, das muss sich jetzt ein Techniker vor Ort ansehen. Mist!!! Dabei haben wir den Motor noch warten und auch die Kohlebürsten austauschen lassen. Also das kann es nicht sein. Der Techniker kommt am nächsten Tag gegen Mittag und unsere Vermutung, dass jetzt das Schiff aus dem Wasser zur Inspektion des Bugstrahlruder muss, wird schnell realistisch. Der auflandige Wind hat zwischendurch so stark zugenommen, das wir von unserem Liegeplatz nicht mehr ablegen können. Die beiden Hafenmeister sind sehr bemüht und wir beschließen am nächsten Tag gegen 7 Uhr unser Glück erneut zu versuchen. Wir schlafen unruhig und verholen uns am nächsten Tag bei weniger Wind in ein anderes Hafenbecken. Hier gibt es zwar einen Hafenkran … der schafft aber nur bis 5 Tonnen. Also wurde für uns ein Autokran bestellt, der auch mind. 10 Tonnen heben kann. Das ist natürlich alles sehr kostenintensiv, wir haben uns aber dagegen entschieden in einen anderen Hafen (viele Meilen weiter Richtung Süden) zu fahren, wo es einen größeren Kran direkt im Hafen gibt. Außerdem ist zu viel Wind ab Mittag um raus ins Kattegat zu fahren. Torben (der Techniker von Kattegatteknik.dk) und auch die beiden Hafenmeister sind sehr umsichtig und so fühlen wir uns gut aufgehoben. Die Unterstützung von allen rührt uns sehr.

Wir haben also heute tatsächlich gegen 7 Uhr das Glück, es ist noch wenig Wind. Der Sturm wird erst später durch den Hafen fegen. Der Autokran fährt vor. Wir schlagen schnell das Achterstag ab. Am Vortag haben wir Punkte zur Anbringung der Gurte markiert. Irgendwie ist es, als wenn unser Schiff zur „Operation“ aus dem Wasser gehoben wird. Der Kranführer ist entspannt, wir sind es nicht und halten den Atem an. Mittlerweile haben sich auch andere Segler um uns versammelt. Das Geschirr sitzt anfangs noch nicht richtig, wird korrigiert und dann hängen gut 9 Tonnen Gewicht – unser Schiff – an zwei Gurten. Die letzte Entwässerung war vor gut zwei Jahren bei der Begutachtung vor dem Kauf. Aber was wir jetzt entdecken verwundert uns sehr. Das Getriebegehäuse im Tunnel vom Bugstrahlruder ist in der kurzen Zeit komplett oxidiert. Wie kann das in der Kürze der Zeit passieren? Das ist nicht normal. Wir werden noch Ursachenforschung betreiben.

Jetzt ist zumindest der Defekt bekannt. Schnell wieder zurück ins Wasser, es gibt schon die ersten Windböen. Es kann alles hier repariert werden. Am Mittag erreicht uns eine Nachricht, die Ersatzteile können für nächsten Montag geliefert werden. Bei dem Preis schlucken wir schwer. Hier kommen ja noch 25% MwSt dazu. Aber welche Alternative gibt es? Keine! Jetzt liegen wir bis zum Dienstag hier fest. Dann hoffen wir, ist der Wind zum Kranen wieder schwach. Dann erfolgt der Austausch, hoffentlich passt alles und ist dicht. Mit viel Glück könnten wir in der nächsten Woche Mittwoch weiterfahren. Aber der Blick aufs Wetter verhofft nichts Gutes. Es wird unbeständiger. Sowohl schlecht zum Kranen aber auch später für die Tour ins Kattegat nach Anholt. Wir werden die Zeit bis zum Dienstag nutzen und erkunden die Gegend. Dies und das ist auch noch am Schiff zu machen. Und zumindest scheint die nächsten Tage wieder die Sonne. Heute hat es am Nachmittag mal wieder geregnet. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Ein Gedanke zu “80 Seemeilen weiter bis nach Grenå

  1. mykielwasser 15. Juni 2018 / 8:03

    Herrliche Bilder von Samsø, mal sehen ob es uns auch dorthin verschlägt. Könnte ja von Kerteminde die erste Anlaufstelle sein.
    Wünschen Euch noch eine schöne Zeit beim Abwettern.

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