Insgesamt zehn Tage haben wir in Grenå verbracht. Nach dem ersten Krantermin wurden die Ersatzteile bestellt. Der Liefertermin war frühestens am Montag möglich. Viel Zeit bis dahin. Das Wetter war zwischenzeitlich sehr unbeständig geworden, kühl und mit sehr viel Wind. Ab und zu auch mal ein Regenschauer. Zwischendurch lugte auch mal die Sonne hervor. Das passt alles irgendwie zu unserer Stimmung. Wir nutzten die Zeit auch für eine Recherche nach der Ursache für diese starke Korrosion am Winkelgetriebe. Die Opferanode sitzt also hinter dem Propeller. Diese kann nur begutachtet werden, wenn dieser demontiert ist. Das ist beim Kauf leider nicht erfolgt. Der Voreigner hat so einiges nicht warten lassen, also möglich dass auch die Opferanode am Bugstrahlruder davon betroffen war. Und wir haben das Boot in den letzten beiden Winter im Wasser gelassen, was für die Beanspruchung natürlich auch nicht gerade förderlich war. Hier kam also viel zusammen. Wir werden in Zukunft das Schiff öfters mal im Frühjahr zur Inspektion aus dem Wasser kranen und noch umsichtiger werden. Auf jeden Fall haben wir „schmerzlich“ viel dazu gelernt.
Zehn Tage Grenå – irgendwie verging die Zeit doch schnell. Ich bin mit dem Fahrrad auf Erkundungstour unterwegs gewesen. Es gibt dort einen schönen Strand mit tollen Ferienhäusern in den Dünen. Der Weg in die Stadt ist recht weit, aber mit dem Rad dennoch keine Entfernung. Viel an Besichtigungsmöglichkeiten bietet die Stadt jedoch nicht. Eine Kirche und ein Heimatmuseum, das war es. Dafür ist der 3 km lange Fahrradweg in die Stadt entlang der Grenå sehr schön angelegt. Bei Westwind um die 5-6 Windstärken hat man dabei aber das Gefühl in die Pedale zu treten und dennoch kaum von der Stelle zu kommen. Ich bin diesen in der Zeit öfters geradelt, auch um die Einkäufe zu erledigen. Wir haben den Industriehafen besichtigt, wo Schiffe auch abgewrackt werden. Ansonsten startet dort die Fähre Richtung Schweden und es liegen die Arbeitsplattformen für den Windpark vor Anholt an der Leine. Wir haben die Zeit auch genutzt an unserem Schiff noch einige Leinen auszutauschen. Nun sind wir mit einer neuen Großschot, Baumniederholer und Unterliekstrecker unterwegs. Diese Leinen waren auch bestimmt schon 12 Jahre in Nutzung. Heiko hat an den Enden der neuen Leinen jeweils Takelinge vernäht. „Damit die Seele nicht aus dem Mantel rutscht.“ Auch an der Kuchenbude haben wir kleine Ausbesserungen durchgeführt und neue Halterungen für die Fenster angebracht. Beim örtlichen Yachtausstatter schauten wir uns auch um. Ich möchte nicht immer in akrobatischen Übungen beim Anlegen am tiefen Schwimmsteg über den Bug vom Schiff klettern, daher haben wir jetzt auch eine Bugleiter. Wir sind dort fündig geworden. Durften die Leiter sogar vor dem Kauf ausprobieren. Der Weg führte uns immer an der örtlichen Fischräucherei vorbei. Der geräucherte Lachs ist sehr zu empfehlen. Lecker!
Am Montag kam dann die Nachricht von dem Techniker, das Ersatzteil ist vollständig eingetroffen. Wir hätten es gerne sofort einbauen lassen. Aber es wäre einfach zu viel Wind zum Kranen gewesen. Die Gefahr bestand dabei, dass wir zwar noch hätten auskranen können, aber danach auf dem Trailer an Land verbleiben müssen. Bis maximal 20 Knoten ist ein Einkranen ins Wasser noch möglich, aber danach hätten wir an Land über die Leiter ans Schiff klettern können. Wir haben uns mit dem Hafenmeister Lars beraten, Dienstag ist zu viel Wind, Mittwoch…??? Wir hofften auf ein bisschen Glück am Mittwochmorgen um 7 Uhr. Ab 10 Uhr sollte der Wind wieder auf 20 Knoten aufbrisen. Ob die Reparatur in der Zeit erfolgen kann? Wir sind früh auf und verholen uns schnell an den Platz zum Kranen. Das Achterstag ist ebenso zügig abgeschlagen. Wir sind bereit! Der Kran ist pünktlich und der Techniker kann alles schnell austauchen. Alles funktioniert ohne Probleme. Man muss auch mal Glück haben. Die Seepocken zur Öffnung für das Seewasser zur Kühlung müssen auch noch entfernt werden. Schnell noch ein Check der Opferanode für die Schraube und den Saildrive. Beide müssen auch im nächsten Frühjahr getauscht werden. Unsere „de BARONES“ ist schnell wieder im Wasser. Es wird auch Zeit, denn der Wind legt zu.
Wir sind sehr froh, dass alles in der Kürze der Zeit erfolgen konnte. Später sucht Torben von „Kettegat Teknik“ noch nach einer möglichen Ursache für einen Leckstrom und findet tatsächlich etwas. Das gelochte Schutzblech am Motorgehäuse hat nur einen geringen Abstand zum Plus-Anschlusskabel. Er kann das Schutzblech um das Anschlusskabel aufbiegen und damit den Abstand vergrößern. Vielleicht hat dies auch die starke Oxidation mit verursacht. Sicherlich waren mehrere Gründe für diesen Defekt am Bugstrahlruder verantwortlich. Der Funktionstest für das Bugstrahlruder hat funktioniert und es ist auch alles gut abgedichtet zum Unterwasserschiff. Am Nachmittag kommt Torben mit der Rechnung vorbei. Wir halten die Luft an. Das war teuer! Sein Chef möchte nun, dass wir zur Bezahlung persönlich in der Firma vorbei kommen. Torben entschuldigt sich und nimmt uns in seinem Fahrzeug mit. Irgendwie hat das jetzt einen faden Geschmack. Wir hauen doch nicht einfach ab!!! Wir bedanken uns bei Torben für die gute Zusammenarbeit mit einer Flasche guten Rotwein. Er freut sich sichtlich und wir hatten mit ihm auch einen wirklich guten Partner. Für heute sind wir geschafft. Der Wind bläst schon wieder ordentlich. Uns war aber auch klar, dass wir noch einen weiteren Hafentag in Grenå verbringen müssen. Wir schauen von unserem Liegeplatz noch zu, wie andere Boote gekrant werden. Schließlich ist Mittsommer, da wollen jetzt alle Dänen mit ihren Booten im Wasser sein. Auch bleibt noch ausreichend Zeit um den Seewasserfilter zu reinigen. Was auch mal wieder dringend notwendig war.
An unserem Liegeplatz kommen „alte Bekannte“ vorbei. Eine Familie mit ihren Kindern, die zwischenzeitlich in Deutschland waren. Wir werden uns später auf der Insel Anholt wiedersehen. Als klar ist, wir können endlich nach zehn Tagen ablegen, verabschieden wir uns von dem Hafenmeister Lars. Für den Liegeplatz bekommen wir einen Sonderpreis. Wir sind gerührt! Beide Hafenmeister standen immer für uns mit Rat und Tat zur Seite. Vielen Dank dafür!
Es ist nun Freitag, der 22. Juni und der Urlaub kann wieder beginnen. Das Anlegemanöver an der Tankstelle will noch nicht so recht gelingen. Nix passiert, aber wir sind nach zehn Tagen aus der Übung Wir tanken noch einmal voll und auf geht es nach Anholt. ENDLICH!!! Der Hafenmeister meint noch, das man auch durch den Windparkt vor Anholt segeln darf. Aber es steht noch etwas viel Welle vom letzten Tag mit Starkwind und wir gehen kein Risiko ein. Auch wenn viel Platz ist, die Arme der Windräder reichen doch weit nach unten. Und wir möchten nicht „Riesenrad fahren“ 😉 Wir nehmen den kleinen Umweg südlich des Windparks. Zwischendurch ist der Wind immer wieder auf nur 8 Knoten weg, dafür aber noch viel Welle. Unangenehm! Nach dem Windpark ist können wir wieder entspannt segeln. Sogar der Wind hat von WNW auf West gedreht. Also weiter mit halben Wind bis vor die Ansteuerung Anholt. Welch ein schöner Segeltag. In Hafen Anholt brist der Wind (wie soll es anders sein) noch etwas mehr auf. Das Anlegemanöver wird schwierig. Wir liegen längsseits. Es ist Nebensaison und noch Platz im Hafen. Normalerweise muss man hier mit einem Haken die Boje „fischen“ und dann mit dem Bug zum Schwimmsteg anlegen. Das nächste Boot kommt auch schon. Wir helfen schnell mit. Unsere neuen schwedischen Nachbarn revanchieren sich bei uns am nächsten Tag mit vielen Tipps für Buchten in den Schären und reichen uns ihr „Buchthandbuch“ rüber. Darin wurden alle relevanten Buchten für uns gekennzeichnet. Wir freuen uns darüber sehr.
Es gibt ein weiteres Treffen hier mit Klaus und Angela von der TLALOG. Wir haben uns in Lauwersoog kennengelernt und sind bis Helgoland gemeinsam gefahren. Die beiden sind dann über Sylt und über die Nordsee nach Anholt gekommen. Welch ein Zufall! Zum Abend nimmt der Wind immer mehr zu. Wir bringen zusätzliche Festmacher aus. Gegen 23 Uhr sehen wir noch Positionslichter in der Hafeneinfahrt. Mittlerweile blasen hier 6-7 Windstärken ungeschützt in den Hafen. Heiko hilft dem ersten Segelboot. Die gehen bei uns am Steg längsseits. Das ist zwar auflandig, aber immer noch das einfachere Manöver. Die Crew ist zu dritt. Die drei berichten, da ist noch jemand draußen und läuft den Hafen an. Bei dem vielen Wind wird das Boot noch gemeinsam verlegt, damit die nächste Yacht Raum zum Manövieren und Anlegen hat. So viel Wind!!! Auch das nächste Anlegermanöver klappt. Der Skipper hat das Boot voll unter Kontrolle. Beeindruckend! Aber ob auch die Crew dem Manöver gewachsen ist? Der Skipper legt doch tatsächlich noch an der Boje an! Der erste Versuch scheitert! In Böen gab es 28 kn Wind! Zweiter Anlegeversuch. Die Leine konnte dann schnell genug zu zweit auf dem Vorschiff belegt werden. Zwei Helfer an der Pier und es war geschafft. Wie sich dann am nächsten Morgen herausstellte, ist der Skipper dieser Yacht Christian. Wir kennen uns aus Berlin. Was für ein Zufall! Genau jetzt liegen wir hier zusammen am Steg. Christian ist Profiskipper und hat sehr viel Erfahrung. Wir freuen uns über das Wiedersehen. Es gab noch eine kleine Besichtigung bei uns an Bord. Christian hat für uns sehr wertvolle Tipps, die wir gerne annehmen. Seine Crew bleibt noch ein Tag auf der Insel. Am Abend schauen wir im Hafen-Restaurant das WM-Fußballspiel Schweden gegen Deutschland an. Viele Deutsche, einige Dänen und Schweden sitzen gespannt vor dem Fernseher. Was für ein Drama! Jubel und entsetzten auf beiden Seiten. Unsere schwedischen Liegeplatznachbarn gratulieren uns fair. Am nächsten Tag verlegen wir uns erst an einen anderen Steg und machen an einer Heckboje fest. Klaus ist noch behilflich und nimmt eine Leine an. Später brechen wir für eine kleine Fahrradtour über die Insel auf und „besteigen“ den Sønderbjerg. Die Mühe wird mit einer gigantischen Aussicht über das Kattegat belohnt. Jetzt sind auch die Häuser in den Wäldern zu erkennen, wo wir am Wegesrand nur immer die Briefkästen gesehen haben.
Am Abend kommen Angela und Klaus zur Verabschiedung noch auf ein Glas Wein bei uns vorbei. Beide legen morgen früh ab und fahren Richtung Süden. Da der Liegeplatz der „TLALOG“ auch in Holland ist, sehen wir uns bestimmt in der nächsten Saison irgendwo wieder.
Am nächsten Morgen bin ich früh wach und schaue bei den Fischern vorbei, ob es noch frisch gefangene „danske jomfruhummer“ gibt. Heiko wird diese für uns zum Abend für eine leckere Pasta zubereiten. Tags fahren wir noch etwas über die Insel und klettern auf die Hügel rund um den Radarturm. Genießen immer wieder die Aussicht. Ich springe zum Abend noch in die Ostsee. Das Wasser ist mittlerweile gar nicht mehr so kalt. Am nächsten Tag möchte ich unbedingt noch zum Leuchtturm wandern. Das ist eine ganz schön lange Tour. Erst noch mit dem Fahrrad ein Stück der Inselstraße entlang. Dann das Fahrrad in Strandnähe stehen gelassen und die 6 km am Strand zu Fuß. Es zieht sich. Der restliche Strandabschnitt ist sehr steinig und schwer zu laufen. Kurze Pause am Leuchtturm. Auch hier kann ich in der Ferne wieder Robben beobachten. Auf dem Rückweg nehme ich den Weg durch die Anholter Wüste, eine riesige Heidefläche. Einige Kilometer später suche ich mir einen Weg über die Dünen und erhole mich von der Tour am Strand. Die Abkühlung im Wasser tut gut. Eine wunderschöne Tour. Heiko genießt heute mal nur das Bordleben und schaut dem Hafenmeister zu, wie er die Yachten sortiert. Es ist auf einmal richtig voll geworden, daher müssen nun alle Yachten an die Heckboje. Nach fünf wunderschönen Tagen auf Anholt ist es an der Zeit mal wieder den „Anker zu lichten“ und weiter zu ziehen. Auch wenn ich gerne auf direkten Weg weiter nach Schweden möchte, werden wir dem Ratschlag von Klaus folgen. Ein großer Schlag nach Sæby mit ca. 45 Seemeilen steht morgen an. Dann am nächsten Tag weiter nach Skagen. Von da aus dann bei ruhigem Wetter über den Skagerak und weitere 70 Seemeilen sind wir dann ziemlich weit oben im Norden der westlichen Schären. Schweden muss also noch etwas auf uns warten. So sind also die Pläne für die nächsten Tage. Wie es dann kommt werden wir wieder berichten.