Wie geplant ging es weiter Richtung Norden. Ca. 50 Seemeilen waren es bis Sæby. Da sehr wenig Wind vorher gesagt war, wollten wir die frühen Morgenstunden noch ausnutzen. Der Wecker klingelte mal wieder früh und wir legten um kurz nach 7 Uhr ab. Um diese Uhrzeit ist da schon reges Treiben im Hafen. Auch für andere Crews liegen die Törnziele von Anholt aus weiter entfernt. Anfangs kamen wir mit südöstlichen Winden von 3-4 Windstärken sehr gut voran. Gegen Mittag schlief der Wind ein. Die Segel wurden geborgen und wir fuhren die restlichen Seemeilen unter Motor. Ohne Wind ist es ganz schön warm. Nach insgesamt 9 Stunden erreichten wir Sæby. Nach kurzer Orientierung im Hafen ist schnell ein schöner Liegeplatz in einer freien Box ausgemacht. Der Nachbar nimmt uns die Vorleinen ab, auch hier gibt es wieder nur Ösen, an denen festgemacht werden kann. Die Leinen sind fest. Ich entdecke, wir liegen direkt neben der Eisdiele. Heiko springt an Land und kommt mit einer Eiswaffel für jeden von uns zurück. Die Schweden neben uns haben schnell angelegt und wollen ins Café, um vom WM-Spiel Schweden gegen Mexiko noch etwas mit zu bekommen. Die Schweden dürfen jubeln. Gewonnen! Deutschland spielt parallel, daher finden wir keine Hafenkneipe, wo das Spiel übertragen wird. Vielleicht auch besser so, denn das ist kaum zu glauben! Deutschland scheidet in der Vorrunde aus! Wir entscheiden uns zu einer kurzen Tour durch den kleinen Ort. Sehr beschaulich, gut erhaltene alte Häuser mit schön angelegten Gärten. Zurück im Hafen gibt es einen kleinen Fischimbiss. Allerdings nicht von dem getrockneten Fisch (s. Foto). Das kann nicht lecker sein! Wir spazieren weiter die Hafenmole entlang. Uns gefällt der kleine Hafen. Am Abend gibt es hier eine Besonderheit. Pünktlich um 21 Uhr holt der Hafenmeister die dänische Flagge ein und dazu spielt ein Trompeter. Was für eine sagenhafte Stimmung! Von unserem Liegeplatz können wir direkt das Schauspiel mit einem Glas Wein genießen. Zu diesem Ereignis haben sich viele Schaulustige auf der Hafenmole versammelt.
Am nächsten Morgen geht es schon wieder früh weiter. Zwar sind es nur 25 Seemeilen bis nach Skagen, aber der Hafen ist immer gut besucht und das Wochenende steht bevor. So legen wir schon wieder um 7 Uhr ab. Gefrühstückt wird auf See, denn es gibt noch keinen Wind. Wir motoren die ersten zwei Stunden. Dann ist der Wind wie vorhergesagt da und nimmt schnell zu. Wir können segeln und erreichen gegen 11 Uhr die Ansteuerung nach Skagen. Davor liegen viele Frachter auf Reede und auch im Hafen ist viel Berufsschifffahrt unterwegs. Der Hafen bietet für Yachten nicht viel Platz. Zudem muss an den meisten Liegeplätzen mit Heckanker festgemacht werden. Den haben wir nicht und auch den Buganker wollen wir nicht im Hafenbecken fallen lassen. Also gehen wir zu einem Schweden ins Päckchen. Der legt zwei Stunden später ab und hilft uns noch mit beim Verholen unseres Schiffes. Mittlerweile pfeift der Wind in Böen mit 5 Windstärken durch den Hafen. Nun liegen wir direkt an der Kaimauer. Super, da wir auch hier noch etwas mehr Zeit verbringen wollen. Später kommen noch andere deutsche Segler zu uns ins Päckchen mit ihrer 39er Hallberg Rassy. Heiko hilft beim Anlegen. Beide Segler laden uns auf ein frisch gezapftes Bier aufs Schiff ein. Wir revanchieren uns am Abend und laden beide zu einer kleinen Weinprobe auf unserer „Barones“ ein. Von unserem Lieblingsweingut St. Annagarten wird ein Riesling Auslese Generation Jahrgang 2014 mit Barriqueausbau geöffnet. Ein feiner Tropfen und wirklich schöner Abend mit Norbert und Hartmut von der SY „Mops“.
Am nächsten Tag steht erst mal wieder Wäsche waschen an und wir verwandeln unser Boot zum Wäscheschiff. Es ist viel Wind und bei der Sonne ist alles schnell trocken.
Die Türklinge in der achterlichen Nasszelle ist auch kaputt. Hier gibt es eine kleine Feder in dem Einsteckschloß, welche gebrochen ist. Ein bekanntes Problem und auch bei uns schon ausgetauscht. Blöderweise haben wir genau an dieses Ersatzteil nicht gedacht. Aber die muss repariert werden, sonst schlägt die Tür bei Seegang hin und her. Also hat Heiko die Türklinge ausgebaut und wir schauen später im Industriehafen beim Bootsausstatter vorbei. Wie vermutet, ist das Ersatzteil nicht vorhanden. Plan B muss her! Wir bauen, die Türklinge in der Achterkabine aus. Hier gibt es zusätzlich einen Haken, der die Tür hält. Da beide Türen gleich angeschlagen sind, kann das Einsteckschloß aus der StB-Achterkabine in die Tür der achterlichen Naßzelle eingebaut werden.
Ansonsten sind wir noch auf kurzem Streifzug durch die gemütlichen Gassen von Skagen. Entdecken für Heiko noch einen Friseur. Schnell gibt es für 140 DKK eine neue Sommerfrisur. Ich kann beim Optiker noch meine Brillen richten lassen. Wir kaufen uns am Hafen noch geräucherten Fisch und lassen uns diesen später auf unserem Schiff schmecken. Wir schauen dem Treiben im Hafen zu. Es ist voll geworden und viele (auch größere) Motorboote aus Norwegen liegen hier. Skagen ist für die Schweden und Norweger, was für uns in Deutschland Helgoland ist. Direkt am Hafen können die Crews günstiger als bei sich zu Hause Wein, Bier und Schnaps kaufen. Es ist gutes Wetter an diesem Wochenende und daher laufen bis spät am Abend noch weitere Boote ein.
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag mit dem Bus die in der Umgebung liegenden Sehenswürdigkeiten besuchen. Die Tickets hatten wir in der Touri-Info schon gekauft. Wir standen überpünktlich an der Haltestelle, aber es kam kein Bus. Den dänischen Fahrplan ins Deutsche übersetzt, erklärt uns nun der Bus fährt an jedem Tag außer am Samstag. Wir haben heute Samstag! Für uns unklar, warum ein Bus zu den touristischen Highlight nicht am Samstag fährt. Wir gehen zurück zur Touri-Info und bekommen unser Geld erstattet und mieten nun ein Fahrrad für Heiko. Mein Klapprad ist schnell aus der Backskiste gepackt und wir radeln los. Im Nachhinein die wesentlich bessere Wahl.
Wir fahren zuerst zum Skagen Fyr und steigen die 210 Stufen hinauf auf die Leuchtturmspitze. Von dort haben wir einen grandiosen Blick zur Landspitze Grenen, über die Ost- und Nordsee und nach Skagen. Wieder hinab und weiter geht es noch ein Stück mit dem Fahrrad Richtung Landspitze. Den restlichen Weg laufen wir am Strand entlang. Viele Touristen sind mit uns unterwegs. Auch wenn der Wind nur mit 3-4 Windstärken weht, ist das Zusammenspiel der Wellen beeindruckend. Die lange Welle der Nordsee trifft an dieser Stelle auf die kurze Ostseewelle. Wie kabbelig muss es erst sein, wenn hier ein Sturm fegt? Wir laufen am Strand wieder zurück. Nach einer kurzen Pause geht es mit dem Fahrrad zum Gamle Skagen, dem alten Ort Skagen. Hier leben nur noch 30 Einwohner, aber im Sommer blüht der Ort auf. Ganz hübsche und gut erhaltene alte Häuser strahlen hier mit ihren gelben Mauern und roten Ziegeldächern. Wir kehren in einer kleinen Pension ein und genießen im Gartencafe ein Smørebrød. Auf dem Rückweg zum Hafen machen wir noch einen Abstecher zur versandeten Kirche. In den Dünen steht nur noch der Kirchturm. Dieser ist über eine kleine und sehr schmale Wendeltreppe zu erklimmen. Wir winden uns da hoch. Es lohnt sich. Im Inneren ist die alte Kuppel noch zu erkennen und über einen Holzbau geht es dann weiter nach oben. Ein toller Blick aus den Fenstern des alten Kirchturmes. Hier oben fliegen die Schwalben um uns herum. Wieder unten angekommen erfahren wir noch, dass das Kirchenschiff nicht wirklich versandet ist, sondern im 18. Jahrhundert aufgegeben werden musste und das Material abgetragen wurde. Unter dem Sand befinden sich vermutlich noch das Fundament der Kirche und Grabplatten. Ein Radweg durch diese Dünenlandschaft führt uns zurück nach Skagen. Heiko gibt schnell sein Fahrrad wieder ab und ich fahre schon zum Supermarkt vor. Wir wollen noch frische Sachen einkaufen, den für die nächsten Tage ist geplant in einer Bucht zu liegen.
Am Sonntag ist es dann soweit. Abgelegt wird kurz vor acht Uhr. Unsere norwegischen Nachbarn im Päckchen sind schon vor uns auf und verholen sich wenig später. So können wir vom Kai gut ablegen. Wind aus Nordost und damit müssen wir die erste Stunde gegen an motoren, wir wollen nicht hier schon kreuzen um die Untiefentonne an der Landzunge zu passieren. Somit ist Zeit für ein kleines Frühstück auf See. Der Wind weht konstant mit 3-4 Windstärken aus Nordost und wir setzten die Segel. Ich trimme die Segel und wir rauschen mit 7-8 Knoten auf einem Amwindkurs dahin. Etwas Strom läuft noch mit. So macht das Spaß. Heiko ist müde und legt sich noch etwas in die Koje. Immerhin liegen noch viele Seemeilen vor uns. Wir haben uns ein Ziel hoch im Norden gesetzt, aber können jederzeit auch früher eine Bucht oder Hafen ansteuern. Wie angekündigt schläft der Wind gegen Mittag ein. Wir bergen nur die Genua und fahren mit dem Großsegel unter Motor weiter. Zeit für einen kurzen Mittagssnack. Nach zwei Stunden ist der Wind wieder da und hat wie vorhergesagt über Nord auf West gedreht. Dabei legt er etwas zu.
Es ist warm, eine sehr angenehme lange Welle und wir sind zügig unterwegs. Es ist wenig Druck auf dem Ruder und lässt sich leicht steuern. Wir sind glücklich, dass wir es in der kurzen Zeit so weit nördlich geschafft haben. Ein wirklich schöner Segeltag. Gegen 19 Uhr erreichen wir unsere Bucht und da liegt sogar eine Boje aus. Es ist einfach traumhaft schön in der Bucht von Kalvön, die zu einem Naturreservat gehört. Einige Schweden sind schon hier in ihren einfachen Sommerhäusern. Teilweise ohne Strom und Wasser. Die Kinder toben den ganzen Tag auf dem Felsen. So einfach und wunderschön.
Wir bleiben in der Bucht für zwei Tage. Bauen unser Dinghi endlich auf und probieren den neuen elektrischen Außenborder aus. Wir machen eine kleine Rundfahrt durch die Bucht und in den angrenzenden Naturhafen. Hier fragen wir nach, ob wir auch unseren Müll entsorgen dürfen und bekommen noch weitere Tipps für nächste schöne Törnziele. Anschließend noch ein kleiner Spaziergang zum buchteigenen Strand. Der Blick über die Bucht ist wunderschön.
Am nächsten Tag geht es dann durch den Havstenssund bis nach Resö. Es sind nur 7 Seemeilen. Wir segeln etwas mit der Genua und legen dann in dem kleinen Hafen längsseits am Schwimmsteg an. Reges Treiben im Hafen. Ein ständiges An- und Ablegen. Der Ort hat einen kleinen Supermarkt und viele legen nur kurz zum Einkaufen an. Am Schwimmsteg liegen wir zeitweise sehr unruhig. Ziehen doch die Motorboote mit viel Wellenschlag ihre Kreise. Wir spazieren durch den kleinen Ort, kaufen beim örtlichen Bäcker leckere Kuchenstückchen ein und schauen später dem Treiben aus unserem Cockpit zu.