Mittlerweile sind wir 80 Seemeilen weiter südlich von einer Bucht zur nächsten „gebummelt“. Dabei führte uns die Fahrt noch einmal durch den Havstenssund in die Bucht Musösältan. Hier waren schon einige vor uns und haben die Steine etwas „umsortiert“. (siehe Bild) Wir ankern auf 6 Meter Wassertiefe, aber wieder hält der Anker nicht. Ein zweiter Versuch, aber auch diesmal haben wir kein Glück. Wir kreisen in der Bucht und suchen einen neuen Platz. Ein Norweger schaut uns zu und ermuntert uns es an der alten Stelle noch einmal zu probieren. Es sei wohl in der Tat ein Ankergrund, wo der Anker schwierig einzufahren ist. Diesmal hält der Anker tatsächlich auf 4,70 Meter Wassertiefe. Die Landschaft an den Außenschären ist hier sehr karg. Wir genießen abends einen tollen Sonnenuntergang, der Wind ist wieder eingeschlafen und die Nacht entsprechend ruhig.
Am nächsten Tag lichten wir den Anker und machen uns auf nach Fjallbacka. Der kleine Ort ist nur 5 Seemeilen entfernt. Nur eine Stunde Fahrt unter Motor und wir legen am außenliegenden Steg längsseits an. Ein Nachbar hilft uns und nimmt eine Leine an. Die innenliegenden Plätze sind schon um 11.30 Uhr gut besucht. Es ist halt Hochsaison und der Ort sehr beliebt. Hier am Außensteg warnt noch der Nachbar zur Vorsicht, es steht sehr viel Schwell von den vorbeifahrenden Motorbooten und Fähren. Wir sind gerade noch mit dem Festmachen beschäftigt, bringen noch eine Vor- und Achterspring und zusätzliche Fender aus … da passiert es! Die Welle einer vorbeifahrenden Fähre hebt unser Boot an und es tänzelt am Steg, ich führe den Fender noch mit. Jetzt springt er raus und unser Schiff prallt mit der Außenkante auf die Holzkante von Steg. Heiko versucht noch das Boot zurück zu schieben. Aber alles geht so schnell. Na super! Wollen wir hier wirklich bleiben? Hier oben in Schweden liegen viele (freie) Gastliegeplätze an den außenliegenden Schwimmstegen. Anders wie wir es aus Holland, Deutschland oder Dänemark kennen, gibt es keine schützenden Hafenmauern. Zudem rasen die Motorboote, auch wenn nur 5 Knoten Geschwindigkeit erlaubt sind. Später sehen wir, wie die Küstenwache einen mobilen Blitzer aufgestellt hat. Das hilft tatsächlich etwas die Wellen zu verhindern, aber das nützt uns jetzt auch nichts mehr.
Zudem gibt es in dem Hafen keine vernünftigen sanitären Einrichtungen oder Strom direkt am Steg. Dafür wollen die doch tatsächlich in der Hochsaison noch 440 Schwedische Kronen (ca. 44€). Das grenzt schon an Abzocke! Aber wir müssen mal wieder Einkaufen, der Kühlschrank und auch unser Gemüsekeller haben sich gut geleert. Daher bleiben wir trotzdem. Wir ziehen los und kommen mit vollen Taschen aus dem Supermarkt wieder zurück. Der Weg ist recht weit. Einmal alles verstaut, geht noch einmal in den Ort zurück auf der Suche nach einem Reparaturset für das Gelcoat. Wir werden in dem ansässigen Laden für Bootszubehör gut beraten. Dann kaufen wir auf dem Marktstand noch weiteres Gemüse ein, der Bäcker hat sehr leckeres Brot und der Fischhändler ebenso eine super Auswahl. Zur Belohnung gibt es noch ein Eis, eh der doch recht weite Weg bis zu unserem Liegeplatz an den Außensteganlagen wieder ansteht. Später macht sich Heiko an die Reparatur. Zunächst wird die Stelle noch etwas abgeschliffen, gesäubert und dann großzügig abgeklebt. Die Füllmasse muss angerührt werden. Dabei ist es schwierig das richtige Mischungsverhältnis mit dem Kleber zu finden. Jetzt alles schnell verspachteln, den das Zeug härtet viel zu schnell aus. Heiko ist mit dem Ergebnis nicht zu frieden. Ich finde, für eine Notreparatur ist es gut gelungen. Wichtig ist, dass kein Wasser in die Glasfaserschicht eintreten kann. Nächstes Jahr im Frühjahr kann die Stelle mit einigen anderen kleinen oberflächlichen Rissen im Gelcoat ausgebessert werden. Wahrscheinlich bliebt das nicht die einzige Schramme. Am Abend beruhigt sich auch der umliegende Bootsverkehr und es wird von den Temperaturen endlich etwas erträglicher. Wir wollen zum Sonnenuntergang auf dem Vetteberg durch die Kluft Kungsklyfta klettern. Der Weg und auch die Aussicht lohnen den „Schweiß“.
Am nächsten Morgen spazieren wir noch einmal in den Ort. Die letzten Besorgungen werden erledigt. Später noch die Wassertanks im Schiff gefüllt und die Leinen los. Was freue ich mich auf eine ruhige Bucht und den Sprung ins kühle Nass direkt von unserer Badeplattform. Das mit der ruhigen Bucht Gluppö wird nix. Stand doch im Revierführer „beliebt“. Selbst schuld dass wir da auch hin wollen. So ist diese um die Mittagszeit schon gut besucht. Wir kreisen etwas und finden dann zurück am Eingang der Bucht einen guten Liegeplatz. Der Anker hält auch hier erst wieder beim zweiten Versuch. Wir springen später ins Wasser und schnorcheln etwas. So können wir den Ankergrund noch erkunden. Wir schwimmen zum nächsten Felsbrocken und klettern die kleine Schäre hoch. Das Wasser ist sehr klar und teilweise so Türkis. Im Mittelmeer ist es auch nicht schöner.
Am Abend packen wir unser Dinghi noch aus und erkunden die Bucht. Hier gibt es ein Trockenklo und Müllsammelstelle. So machen wir das Dinghi an einem Felsnagel fest und klettern auf die Schäre. Die Schweden liegen hier ganz oft direkt längsseits am Stein fest und sitzen dann samt Picknickkorb und Grill direkt auf dem Stein neben ihrem Schiff. Noch eine kleine Dinghi-Rundtour über die volle Bucht. Am naheliegenden Strand winkt jemand um Hilfe. Der Motor vom Schlauchboot springt nicht mehr an und die „Schiffbrüchigen“ haben nur ein Paddel dabei. Zu ihrem Motorboot ist auch noch ablandiger Wind und der Rückweg ist recht weit. Sehr leichtsinnig. Aus eigener Kraft hätte es die Familie nicht mehr zurück geschafft. Heiko nimmt das Boot mit unserem Dinghi in Schlepp. Dem Teenager ist das voll peinlich und das Mädchen blickt kaum von Handy auf. Unser Elektroaußenborder hat nur ca. 3 PS daher haben wir alle etwas länger Spaß. Wir haben alle drei wieder sicher zum Boot gefahren und motoren nun langsam zurück. Für den Abend und den nächsten Tag ist etwas mehr Wind vorhergesagt. Auch wenn die Bucht voll ist, sie bietet guten Schutz bei westlichen Winden. Daher wollen wir noch einen Tag bleiben. Wir liegen in der Koje, da kommen immer noch Motorboote in der Bucht an. Wir sehen aus unserer Kojenluke das Schiff dicht bei uns vorbei fahren. Die wollen doch jetzt nicht hier Ankern? Heiko steht wieder auf und schaut sich das an. Und tatsächlich, der erste ist bereit direkt über unseren Anker und Kette auch noch sein Geschirr auszubringen. Heiko weist die Crew bestimmend darauf hin und schickt sie zu einem anderen Platz. Es ist jetzt schon nach Mitternacht und an Schlaf nicht zu denken. Der Wind nimmt etwas zu. Wir liegen aber sicher und der Anker hält. Dennoch schlafen wir unruhig. Ab und zu werde ich wach, setzte mich kurz in Cockpit und schaue unserem Schwojenkreis zu. Morgens um 7 Uhr ankert schon der nächste in unserer Nähe. Der Anker hält aber nicht und wenig später ist das Boot wieder weg. Nach dem Frühstück verholen wir uns und fahren unseren Anker erneut ein. Wir schauen dann dem Treiben zu, holen den Schlaf nach und sitzen später gemütlich mit Decke, Vino und Fernglas im Cockpit. „Fernsehabend“!
Am nächsten Tag geht es dann durch den Hamburgssund. Rechts und links gibt es viel zu sehen. Ein bisschen ist das wie auf der Autobahn, sind doch wieder sehr viele Boote unterwegs.
Wir fahren heute nicht in die beliebte Bucht Dannemark, die auch schon wieder gut besucht ist, sondern einige Meilen weiter in die geschützte Bucht bei Langö. Unterwegs bekommen wir zum einen noch etwas Welle aus dem Skagerak zu spüren, aber rechts und links ziehen die Motorboote an uns vorbei. Die machen noch mehr Welle. Es kann ja nicht schnell genug gehen. Später in der Bucht benötigen wir 5 Versuche bis der Anker hält! Wir fahren den Anker immer mit 1.000-1.500 U/Min ein. Bei den Schweden und Norweger fällt der Anker und gut ist. Hält der immer auf Anhieb, haben die anderes Ankergeschirr oder sind wir nur immer übervorsichtig? Wir kommen dem Geheimnis nicht auf die Spur. Unser Anker hält jetzt auch. Am Abend zieht noch eine Gewitterfront vorbei. Wir bekommen noch etwas Wind ab und sind froh den Anker sorgfältig eingefahren zu haben. Später gegen 23 Uhr hören wir doch noch Kühe?! Und tatsächlich laufen die Kühe über die Schären am steinigen Ufer entlang. Wir hören das plätschern der Hufen im Wasser. Einige Crewmitglieder, die noch auf der „Hunderunde“ unterwegs waren, können sich auf einer naheliegenden Treppe „retten“. Damit hat hier keiner gerechnet. Die Kühe sind unbeeindruckt und gehen ihren Uferweg weiter. Es hat den Anschein, als ob sie diesen Weg jeden Abend laufen.
Der Morgen beginnt wie fast jeden Tag mit einem „Frühschwimmchen“. Nach dem Frühstück lichten wir den Anker und fahren in den nächsten Hafen um Diesel zu bunkern. Auch hier ist ordentlich Andrang. Dann geht es weiter durch den Sotenkanal. Sehr schöne Kanallandschaft, idyllisch mit den Kühen und kleinen Steinhäuschen am Uferrand. Die Brücke öffnet im Dauerbetrieb, da auch hier sehr viel Verkehr ist. Die Autos müssen warten. Wir haben Glück und rutschen mit der aktuellen Brückenöffnung durch. Wenige Schiffslängen nach uns dreht die Brücke zu. Später dann vorbei an Smögen (zu viel Party für uns, da muss nicht jeder hin) sind immer wieder sehr schicke Ferienhäuser am Ufer zu sichten. Zwischen den Schären navigieren wir neben dem elektronischen Plotter immer noch zusätzlich mit der analogen Seekarte. So haben wir immer beide den Überblick.
In der Karlsvik angekommen, finden wir noch ein schönes Ankerplätzchen. Auch hier benötigen wir wieder einen zweiten Ankerversuch. Das dauert und nervt. Egal, hier geht es um Sicherheit. Für den Abend sind für eine Stunde bis zu 20 Knoten Wind angesagt. Das bedeutet, es zieht Regen und/oder ein Gewitter auf. Wir sind gerade mit dem Grillen fertig. Beginnt es zu regnen, ohne das es vorher Wind gab. Ist schon klar, der kommt jetzt gleich. Und so war es auch. Innerhalb weniger Minuten hatten wir von Windstille bis zu 25 Knoten Wind in der geschützten Bucht. Wir sitzen im Cockpit schauen, ob der Anker hält. Wir sind froh, den Anker wieder sorgfältig eingefahren zu haben. Ein Däne muss seinen Platz verlassen, da der Anker nicht hielt. Die Norweger sind innerhalb weniger Minuten von ihrem auflandigen Felsliegeplatz weg, später muss da noch der Grill abgeholt werden. So schnell wie der Regen und Wind da waren, ist auch wieder alles ruhig. Am nächsten Tag ziehen wir eine Bucht weiter. Diese ist nicht im Revierführer oder Lotsenbuch verzeichnet. Dennoch scheint es ein geeigneter Ankerplatz laut Seekarte zu sein. Auch hat der schwedische Seglerverband für seine Mitglieder dort Bojen ausgelegt. Der Anker hält wieder erst im dritten Versuch, dafür aber super fest. Wir machen eine kleine Dinghitour zum Naturhafen, wo sich die Schweden und Norweger auf engsten Raum zwischen den Felsen „einklemmen“. Dort liegen alle im Päckchen mit Heckanker und am Felsnagel festgemacht. Selbst bei Sturm ein sicherer Hafen mitten in der Natur. Zum Abend schläft wieder der Wind ein. Wir schauen dem Sonnenuntergang zu. Am nächsten Tag wollen wir einen Abstecher in den Gullmarnfjord machen. Auch wenn wir dafür den gleichen Weg von 13 Seemeilen wieder am nächsten Tag zurückfahren müssen, lohnt sich dieser Ausflug wirklich. Mit achterlichem Wind und einem Knoten Strom kommen wir nur mit der Genua sehr gut und gemütlich voran. Wir suchen uns einen Ankerplatz, der in keiner Karte oder Revierführer ausgewiesen ist. Der Anker hält auf dem sandigen Boden mal direkt beim ersten Manöver.
Eine Bucht für uns ganz alleine. Fernab der gängigen und gut besuchten Routen. Wir finden hier eine traumhaft schöne Natur. Können uns kaum „satt“ sehen, so begeistert sind wir. Die Kühe auf dem Felsen, kleine Feriendomizile am Ufer, am Abend ziehen die Enten mit lauten Gezeter ihre Kreise… hier einige Bilder für euch. Wir sehen kleine und große Fische springen. Versuchen unser Anglerglück. Aber zu uns kommt kein Fisch.
Wirklich schön war es hier! Aber wir müssen weiter. Es soll viel Wind und Welle aus Südwest in den nächsten Tagen geben. Wir haben einen Liegeplatz in dem kleinen Örtchen Fiskebäckskil online vorausgebucht und bleiben dort für zwei Nächte. Die Hafenmeisterin mit ihrem Boot schickt schon die ersten Boote um die Mittagszeit wieder weg, da es keinen Platz gibt. Wir sind wirklich sehr froh, dass wir vor einigen Tagen den letzten Platz für unsere Bootsgröße reservieren konnten. So werden wir von der Hafenmeisterin zu unserem Liegeplatz begleitet und die Leinen in Empfang genommen. Toller Service! Ein sehr schöner Hafen mit ruhigen Schwimmstegen und gut ausgebauter Infrastruktur. Selbst die sanitären Einrichtungen sind hübsch anzusehen. Mit nur 340 Schwedischen Kronen pro Nacht (ca. 34 €) dann sogar für die Verhältnisse an der Westküste „preiswert“.
In den nächsten Tagen erkunden wir den kleinen niedlichen Ort und spazieren durch die kleinen Gassen. Sehr hübsch sind die Häuser anzusehen und die Gärten drum herum sehr gepflegt. Die Autos verraten uns, hier haben die „reichen“ Schweden ihre Ferienhäuser. Am Ortsrand gibt es einen kleinen Supermarkt mit angeschlossenem Fischladen. Wir füllen unsere Vorräte wieder auf. Und nutzen später im Hafen die Waschmaschinen und Wäschetrockner. Gerne hätten wir noch eine weitere Nacht hier verbracht, auch weil der Wind und die Welle immer noch nicht merklich abgenommen haben. Aber es ist alles ausgebucht. Und so ziehen wir weiter. Der Weg führt uns nun mehr ins Landesinnere auch um dem Wind und der Welle etwas zu entkommen. Aktuell sind wir rund um die Insel Orust unterwegs. Und was wir hier erlebt und gesehen haben, berichten wir dann in unserem nächsten Blogbeitrag. Ich komme mit dem Schreiben schon gar nicht mehr hinterher 😉