Mittlerweile sind wir viele Seemeilen weiter südlich auf dem Heimweg. Das letztemal haben wir uns vor der Weiterreise nach Dänemark bei euch gemeldet. Die ersten stürmischen Tage hatten wir auf der schwedischen Insel Källo Knippla abgewettert. Am 7. August ging die Reise nun wieder Richtung Dänemark weiter. Noch schnell an der örtlichen Tankstelle angelegt und der Dieseltank ist wieder gut gefüllt. Eigentlich war sehr wenig Wind für die Überfahrt vorhergesagt. Die Wettervorhersage kündigte uns südöstlichen Wind an. Das passte vom Kurs schon mal gut. Wir hofften einfach, dass wie oft, mehr Wind weht als vorhergesagt. Und so war es dann auch. Drei bis vier Windstärken und später dann noch mehr auf ostdrehend waren optimal für die Überfahrt von zirka 40 Seemeilen. Unterwegs sichteten wir wieder Fähren und Schiffe der Marine. Endlich wieder ausgedehntes Segeln auf freien Raum. Die Segel optimal für den Wind eingestellt und unsere BARONES läuft. Nach etwa sieben Stunden auf See laufen wir in dem westlichen Hafen von Læsø ein.
Viele Plätze mit Mooringleinen sind noch frei. Für ein Anlegemanöver scheint uns jedoch eine Hand zu fehlen. Da der Wind nun auch noch etwas zugenommen hat, nehmen wir die Möglichkeit war und gehen längsseits an eine andere deutsche Segelyacht. Der Skipper bittet uns die Leinen nicht zu fest zu belegen. Ich frage, ob wir mit viel Schwell zu rechnen haben? Aber der Grund liegt in dem blauen Rumpf der Hanseyacht. „Da würde man jeden Abdruck sehen“ so unser Nachbar. Hoffentlich wäscht er regelmäßig seine „Fendersocken“. Der Dreck, der sich dort sammelt, wirkt wie feines Schleifpapier. Später sehen wir bei unserem Nachbarn, die Yacht ist länger als unsere, aber bezahlt wird für Kleine. Die sichtbare Größenangabe wurde entfernt. Naja irgendwie komisch die Leute!!!
Wir erkunden den kleinen Ort rund um den Hafen von Vesterø. Am nächsten Tag verholt sich unser Nachbar an einen anderen Steg, da er noch etwas länger bleibt und für die angekündigten Sturmtage einen gut geschützten Liegeplatz sichern möchte. Vom örtlichen Fischkutter (der wohl nichts von der EU hält – siehe Bild) gab es heute wieder ausreichend Jomfruhummer, den Heiko dann später noch zubereitet. Heute regnet es immer mal wieder. Daher entschließen wir uns zu einer Inseltour mit dem Bus. Dieser pendelt auf der Insel kostenlos bis nach Østerby, wo der andere Hafen liegt. Die Tour dauert ca. 40 min und wir können so ganz bequem einen Eindruck von der Insel gewinnen. Unterwegs sehen wir immer mal wieder erhaltene alte Häuser, die früher mit Seetang gedeckt worden sind. Eine der Inselkirchen wurde umgebaut und nun findet dort Meditation mal anders statt – in Form von Wellness. Gebäude wurden angebaut und die Kirche zu einem Hotel mit Wellnessbereich umfunktioniert. In Holland haben wir das auch schon gesehen, dass Kirchen in unserer heutigen Zeit einer anderen Nutzung zugeführt werden. Wieder im Hafen zurück, nutze ich die Zeit bis zum nächsten Schauer für einen kühlen Sprung in die Ostsee. Gleich neben dem Hafen gibt es einen Strand. Der nächste Regenschauer ist schon zu sehen, schnell zum Schiff zurück. Aber auch dieser zieht schnell vorbei und ich spaziere noch durch die Heidelandschaft am anderen Ufer vorbei. Der Abend ist wieder sehr schön und noch recht warm, so das wir den Sonnenuntergang wieder aus dem Cockpit genießen können. Der Fischer fährt wieder zum Fang. Auf unserer Reeling nehmen die Schwalben zahlreich Platz und geben ein wunderbares „Schwalbenkonzert“ ab.
Für den übernächsten Tag ist Sturm vorhergesagt, mit Windstärken bis zu 9 Bft. Eigentlich wollten wir auf dem Weg nach Süden noch einmal einen Abstecher nach Anholt machen. Aber bei dem Sturm auf einer Insel mitten im Kattegat zu liegen, wo der Hafen nach Westen offen ist, stellt keine Option dar. Die einzig sinnvolle Alternative ist wieder Grenaa. Der Hafen bietet ausreichend sichere Liegeplätze. Zudem wollten wir deutlich südlicher reisen, da auch in den nächsten weiteren Tagen ungemütliches Wetter mit viel Wind und Regen vorhergesagt ist. Bis Grenaa sind es mehr als 60 Seemeilen. Wir legen mit Sonnenaufgang und noch vor der Fähre um 5.45 Uhr ab. Die Windvorhersage verspricht bis 11 Uhr noch westlichen Wind, der dann einschläft und gegen 14 Uhr aus östlichen Richtungen kommt. Frühstück gibt es dann auf See. Unterwegs begleitet uns noch eine ganze Weile ein „blinder Passagier“. Irgendwann nahm auf unserem Deck eine beringte Taube platz. Wo kam die denn soweit auf See her?
Auch wenn wir am Abend ganz schön k.o. sind, es war ein schöner Segeltag. Wie vorhergesagt, konnten wir die meiste Zeit segeln und waren nach über 10 Stunden an unserem Ziel angelangt. Der Hafen war schon gut besucht, aber immer noch ausreichend Liegeplätze frei. So hatten wir schnell helfende Hände und liegen in der Box sicher fest. Wir hatten uns vor 8 Wochen hier in Grenaa eine Bugleiter gekauft und jetzt kommt diese hier zum Einsatz. Der Schwimmsteg ist so niedrig, da hätte auch Heiko Probleme gehabt an Bord zu klettern. So hatte sich die Investition gelohnt und kommt sicherlich auch noch in vielen anderen Häfen zum Einsatz.
Wir haben weitere Sicherungsleinen ausgebracht. Am nächsten Morgen ging es dann ab… wir haben bis zu 40 Knoten Wind im Hafen gemessen. Wir lagen dennoch ziemlich ruhig, obwohl auch die Wellen im Hafenbecken standen. Es ist so unglaublich windig!
Wir schauen ab und zu im Cockpit nach. Hoffentlich halten die Leinen und die Holzpoller! Der Sturm ist dann am Nachmittag überstanden. Der Wind legt sich etwas. Wir gehen noch etwas Einkaufen und beim Fischhändler vorbei. Heiko möchte gerne am nächsten Tag weitersegeln und nicht noch mehr Zeit in Grenaa festliegen. Ich schaue immer wieder auf das Wetter. Es sollen weiterhin Regenschauer durchziehen, die dann in Böen mehr Wind bringen. Die Welle steht zudem auch noch vom Vortag und wenn der Wind nur etwas östlicher kommt als vorhergesagt, sind wir die 50 Seemeilen auf einem sehr ungemütlichen Amwind-Kurs unterwegs. Wir stellen uns dennoch den Wecker auf 7 Uhr. Am frühen Morgen schaue ich mir die aktuellen Vorhersagen für den Tag noch einmal an, alles „kleine Entscheidungen“ und wir bleiben noch einen weiteren Tag in Grenaa. Und das war auch gut so! Es kam wie vermutet, ein Wechsel aus Sonne und Regenschauer mit viel Wind. Einige wenige Boote haben zwar abgelegt, die laufen dann aber vor dem Wind Richtung Norden ab und haben bestimmt keine 50 Seemeilen vor sich.
Am nächsten Tag klingelt der Wecker wieder um 7 Uhr. Kurz vor 9 Uhr legen wir gut vorbereitet ab. Es ist kühl geworden und auch Regen ist wieder vorhergesagt. Wir schlüpfen in die warmen Sachen und das Ölzeug. Die Stullen sind für die weite Reise geschmiert. Damit ist auch die Versorgung unterwegs gesichert. Wir setzen die Segel mit Kurs zum Ort Gilleleje. Anfangs haben wir nur Wind aus WSW mit 3-4 Bft. Der dreht dann noch etwas auf West und nimmt auf 4-5 Bft zu. Die Welle steht mit einem Meter, der Kurs ist anspruchsvoll zu steuern, aber Heiko hat viel Spaß dabei.

Gegen Mittag zieht die erste Regenfront auf. Der erste Gedanke die Segel zu reffen kommt uns beide gleichzeitig und die Erfahrung zeigt, dann sollte man auch handeln. Das ist meistens genau der richtige Moment! Und so war es auch diesmal. Ich gehe ans Steuer. Heiko springt noch schnell in die Gummistiefel. Dann luve ich uns in den Wind an. Der Druck aus dem Großsegel ist somit raus. Heiko kann die Segelfläche verkleinern. Der Unterliekstrecker schnell wieder durchgesetzt. Das Großsegel steht nun im 2. Reff. Immer noch ist Fahrt im Schiff, so kann ich schnell wieder abfallen. Wir haben mittlerweile 20 Knoten Wind und somit reffen wir mit dem gleichen Manöver auch schnell die Genua. Wir sind dabei ein eingespieltes Team und so haben wir auch Spaß das Reffen bei viel Wind und Welle zu beherrschen. Übrigens ein Manöver, was wir so von Bernd, im letzten Jahr gelernt haben. Früher sind wir das noch etwas umständlicher gefahren. Kaum sind wir (rechtzeitig) fertig, fegt der Wind bevor der Regen einsetzt, mit über 25 Knoten. Auch die Wellen nehmen an Höhe zu. Aber wir haben ja rechtzeitig die Segel verkleinert und damit geht es entspannt weiter. Es regnet nur leicht. Das größere Regenfeld zieht nördlich und südlich durch. Nach acht Stunden auf See erreichen wir nun den alten Fischereihafen Gilleleje. Wir drehen eine kleine Runde in dem inneren Hafenbecken und könnten an einem Holländer noch längsseits festmachen. Der möchte aber am nächsten Tag schon sehr früh ablegen. Da wir am nächsten Tag nur wenige Seemeilen weiterfahren, wollen wir ausschlafen. Daher verlegen wir uns an den ersten Liegeplatz im Hafen längsseits. Da steht zwar etwas Schwell, aber wir liegen dennoch ganz gut fest. Kaum haben wir richtig festgemacht, fängt es richtig an zu regnen und hört auch erst am nächsten Tag gegen Mittag wieder auf. Wir ziehen uns die Regenjacken an, bezahlen noch die Hafengebühr und gehen eine Kleinigkeit essen. Am nächsten Tag schlafen wir aus, denn es regnet ja immer noch. Nach dem Frühstück erkunden wir noch den kleinen Ort und das Hafengelände. Auf dem Weg kaufen wir noch etwas ein und statten dem örtlichen Fischhändler einen Besuch ab.
Langsam hört der Regen auch auf. Gegen 14 Uhr legen wir ab. Bis zum nächsten Hafen nach Helsingør sind es nur 13 Seemeilen. Der wenige Wind kommt von vorne und so motoren wir die kurze Strecke. Unterwegs sichten wir ein Schiff der schwedischen Marine. Kurz vor der Hafeneinfahrt begleiten uns einige Schweinswale. Der Hafen ist groß genug, so das sich auch am späten Nachmittag noch ein gutes Plätzchen längsseits findet. Am nächsten Tag wollen wir die Stadt besichtigen. Heute soll es mal nicht mehr regnen und tatsächlich zeigt sich die Sonne mal wieder. Wir spazieren am Schloss Kronborg vorbei, ziehen durch die Altstadt zusammen mit all den vielen Kreuzfahrttouristen. Vor dem Hafen liegt die „Queen Mary II“ vor Anker und schifft ihre Passagiere ständig ein und aus. Der „Elsinore Walk“ führt uns durch die 800jährige Geschichte der Stadt. Uns gefällt die Stadt mit den sehr schönen Kirchen, dem Dom, den Gemälden an den Gebäuden, die zum Beispiel vom Sundzoll und dem früheren Markttreiben berichten. Das Schloss Kronborg begeistert uns, das auch schon Shakespeare zu seinem Stück Hamlet inspiriert hat. Später am Hafen passieren wir auf dem Spaziergang die alten Werftanlagen und erleben, wie diese Stadt mit dem Kulturhafen und dem Museum in dem alten Dock sich nun zu einer modernen Kulturstadt entwickelt hat. Im Jahr 2001 war ich schon einmal zu Besuch, aber in der Zwischenzeit hat sich viel verändert. Der Besuch hat sich gelohnt.
Am Abend stehen wir dann auf der kleinen Aussichtspattform am Yachthafen und schauen Richtung Helsingborg, was auf der schwedischen Seite des Sundes liegt. Alles ist hell erleuchtet. Die Frachter ziehen ihre Bahnen entlang der Schifffahrtsstraße und auch die beleuchteten Seezeichen können wir gut erkennen.
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag weiter nach Kopenhagen. Aber irgendwie hatten wir keine Lust auf Stadt. Also legten wir einen Tag Pause auf der Insel Ven ein. Diese kleine Insel liegt mitten im Sund und gehört schon wieder zu Schweden. Nur ein kurzer Schlag mit 9 Seemeilen für uns. Am Anfang können wir noch segeln, dann ist der Wind weg und wir motoren weiter.
In Kyrkebacken gibt es noch einen „richtigen“ Hafenmeister mit Öffnungszeiten in seinem kleinen Büro. Sofort versammeln sich alle Segler und einer nach dem anderen nimmt an seinem Schreibtisch Platz, erhält Informationen zur Insel und die Hafengebühr wird bezahlt. Wir erhalten ein grünes (Schleifen)Band, welches am Schiff sichtbar zu befestigen ist. Später kann er auf seinem Rundgang dann so erkennen, ob auch alle bezahlt haben. Dann holt er noch die schwedische Flagge ein und schließt sein Büro wieder. Wir spazieren noch an der Küste entlang und folgen dem kleinen Pfad, der uns zu der kleinen Inselkirche führt. Von hier oben haben wir eine sehr schöne Aussicht über den Hafen und bis weit in den Sund.
Ein Skipper holt am Abend noch sein „Schifferklavier“ raus und so ertönen in dem kleinen Hafen alte Seemannslieder. Es ist wieder sommerlich warm. Wir können den Abend im Cockpit mit einem tollen Sonnenuntergang genießen.
Nun haben wir wieder Lust auf den Trubel in der Großstadt Kopenhagen. Wir wussten, der Hafen im Stadtteil Christiania ist ausgebucht. Mein Favorit war eh der kleine Vereinshafen an der Langelinie, zwar etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt, aber dort liegt man gut. Ich war hier auf meinen früheren Segelntörns schon zweimal. Dieser Hafen nimmt keine Reservierungen an, daher haben wir kurz vor 9 Uhr abgelegt, Frühstück gab es wieder unterwegs. Der Wind kam mit 4 Bft aus Süd, also genau da wo wir hin wollten. Wir sind die 15 Seemeilen motort und haben gegen Mittag an der Heckboje im Yachthafen Langelinie festgemacht. Das dritte Anlegemanöver mit unserem Bojenhaken. Aber das klappt jetzt auch sehr gut. Keine Hand am Steg zur Hilfe, musste das mit dem Überspringen an dem Steg, um die Bugleinen an den Ringen zu befestigen, auch irgendwie klappen. Geht doch alles auch alleine! Der Hafen füllte sich im Laufe des frühen Nachmittages auch gut. Und nur wenige Schiffe sind ausgelaufen. Fazit: Am Freitag hätten wir hier kaum noch einen Platz gefunden. Wieder Glück gehabt und übrigens auch mit dem Wetter. Die Sonne strahlt, der Wind weht mittlerweile sehr stürmisch. Wir nutzen den Tag und spazieren in die Stadt.
Vorbei an der kleinen Meerjungfrau, die von so vielen Touristen umzingelt ist. Nur einen kurzen Weg weiter lohnt sich die Besichtigung der St. Albans Kirche. Weiter an der Promenade können wir von weitem die königliche Yacht, die vor dem Marinehafen liegt sehen. Wir schauen uns das Treiben rund um die anderen Liegeplatzmöglichkeiten am Admiralhotel an. Aber das ist wirklich wie im Revierführer beschrieben – sehr ungemütlich. Sehr viel Schwell und dann noch bei dem vielen Wind auflandigen zu liegen, macht kein Spaß. Im Nyhavn ist eh alles sehr eng und es gibt wohl nicht einmal sanitäre Einrichtungen. Zudem sollte dort wohl immer lieber einer an Bord bleiben (Achtung Langfinger!). Nee, da liegen wir etwas außerhalb richtig gut. Wir nehmen in einen der vielen Lokale rund um den Nyhavn Platz, stärken uns und schauen dem Treiben zu. Später kaufen wir uns ein Ticket für eine Kanalfahrt. Wenden auf engsten Raum und los geht es. Vorbei an der modernen Oper, zum Marinehafen, direkt entlang an der königlichen Yacht, rüber zur kleinen Meerjungfrau dann gegen Wind und Welle in dem Christians Havn. Hier gibt es auch Gastliegeplätze, aber alles eng an eng und dann noch mit reichlich Schiffsverkehr von den Ausflugsbooten. Das Manövrieren auf diesen engen Raum stelle ich mir hier nicht lustig vor. Aber so können wir die Aussicht genießen. Wir werden heute ja mal gefahren. Dann geht es weiter durch die Kanäle rund um die Museumsinsel und schon ist die einstündige Bootstour vorbei. Schön war es und so haben wir in der kurzen Zeit vom Wasser aus sehr viel von Kopenhagen sehen können. Entlang der Promenade laufen wir wieder zu unserem Yachthafen zurück. Für heute haben wir genug gesehen. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Pünktlich zum Sonnenuntergang wird mit lautem Kanonenschuss am Marinehafen gegenüber der Dannebrog (Flaggenparade) eingeholt. Wenig später läuft die königliche Yacht aus. Wir haben so einen super Liegeplatz und können das Spektakel direkt von unserem Schiff aus beobachten. Am nächsten Tag schlafen wir erst mal aus und frühstücken gemütlich an Bord. Gegen Mittag ziehen wir noch einmal los. Spazieren diesmal durch das naheliegende Kastell, durch die kleineren Straßen Richtung Schloss Amalienborg und schauen dort den Wachen zu. Die königliche Familie ist nicht zu Hause. Wir erwischen noch einen Blick in die königliche Garage. Dann besichtigen wir die Frederiks Kirke. Von hier ist es auch nicht mehr weit bis zum Nyhavn. Schnell haben wir noch einen Platz unter dem großen Schirm ergattert und schon geht der vorhergesagte Regen los. Wir lassen es uns schmecken und als der Regen nachlässt, machen wir uns auf den Rückweg. Wenig später geht es dann erneut los, da sind wir aber schon wieder auf dem Schiff. Mal gut dass wir gestern die Kanalfahrt gemacht haben, das wäre heute nix mehr geworden. Gegen Abend wird es wieder trocken und wir schauen pünktlich zum Sonnenuntergang erneut der Flaggenparade im Marinehafen zu.
Eigentlich wollten wir noch südlich von Kopenhagen dem kleinen Vorstadtort Dragør einen Besuch abstatten. Aber das Wetter diktiert uns einen anderen Kurs. Für die nächsten zwei Tage ist Südwest mit 4 später 5 Bft vorhergesagt. Dann sogar zunehmend auf 6 Windstärken. Also ändern wir unseren Plan. Wir segeln nach Rødvig das sind direkter Weg 32 Seemeilen und zum Teil hoch am Wind. Dafür ist die Ausgangsposition am nächsten Tag mit fast halbem Wind viel besser. Auch wollen wir den anstehenden Hafentag für einen Ausflug zu den Klippen (Kreidefelsen) von Møn nutzen.
Wir haben doch erst gestern Tag ausgeschlafen ;-( Um halb sieben klingelt schon wieder der Wecker. Ablegen in einer Stunde. Wir wollen auch den Strom, der hier im Sund erheblich nach Süden setzt, noch mit nutzen. Schnell sind die Segel gesetzt. Halber Wind liegt an. Wir sind zügig unterwegs. Der Strom läuft gut 2 Knoten mit uns. Die Flieger gehen tief am Bug und Heck uns vorbei. An Steuerbord liegt gleich der Flughafen von Kopenhagen. Etwas mulmig wird uns, als wir gleich zwei Windhosen auf dem Wasser in nur 300 m Entfernung sehen. Aber wir haben doch normale Windverhältnisse! Das kann nur von den Fliegern kommen. Später erzählen uns andere Segler, dass sie stark richtungswechselnde Winde in Flughafennähe hatten. Das passt dann ins Bild, schnell weiter und weg von hier. Wie angekündigt dreht der Wind gegen 11 Uhr mehr auf Süd, auch der Strom lässt nach. Wir korrigieren die Segelstellung auf einen Amwindkurs. Später nimmt der Wind weiter zu. Wer hat den hier sportlich angekreuzt? Die Welle wird auch größer. Beide Segel werden ins erste Reff verkleinert. Weniger Ruderdruck, weniger Schräglage und wir werden auch tatsächlich schneller. Aber aus den direkten 32 Seemeilen werden dann letztendlich 44 Meilen. Wir müssen kreuzen. Später sind wir so weit unter Land, das die Welle etwas weniger ist. Wir wollen ankommen. Also packen wir die Segel ein und fahren die restliche Strecke entlang der Küste unter Motor. Das lohnt sich, den hier können wir die ersten Kreidefelsen bewundern.
Eine wirklich schöne Küste. Gegen halb fünf sind wir endlich in Rødvig angekommen. Es sind noch Liegeplätze in Boxen frei, die sind für uns aber vermutlich zu schmal und bei dem seitlichen Wind wollen wir das in der engen Boxengasse auch nicht ausprobieren. Wir legen uns zu der Segelyacht „Infinity“ einem schwedischen Segler ins Päckchen. Der Eigner ist an Bord und nimmt uns die Bugleine ab, somit können wir mit dem ablandigen Wind gut anlegen. Die beiden wollen am nächsten Tag früh ablegen um wieder nach Schweden zu kommen. Sie kündigen uns einen „Weckservice“ an. Brötchenservice und Ausschlafen wäre uns zwar lieber, aber ehrlich gesagt, passt frühes Ablegen für den vorhergesagten Wind und die Strecke auch für uns ganz gut. Unterwegs auf der Tour hat sich unser Außenlautsprecher für die Funkanlage verabschiedet. Das ist echt blöd, weil man bei viel Wind oder Motorgeräusche dann von dem Lautsprecher an dem Naviplatz unter Deck nix mehr am Steuerstand hört. Heiko lässt das keine Ruhe und er schaut mal nach einer möglichen Ursache unter Deck und im Handbuch nach. Kann aber auch nix finden. Ich erkunde in der Zwischenzeit den Ort etwas und springe später noch für eine kurze Abkühlung ins Wasser. Ich koche uns dann ein schnelles Curry. Wir sind beide k.o. und gehen früh schlafen. Am nächsten Tag klopft unser Nachbar pünktlich um 7.30 Uhr bei uns an Bord. Es möchte in einer halben Stunde ablegen. Wir sind auch schon wach, ausgeschlafen und mittlerweile geübt und benötigen nur noch eine halbe Stunde bis zum Ablegen. Ich habe uns wieder ein Frühstück vorbereitet. Das wandert dann immer ins Körbchen und steht so sicher bei Schräglage im Cockpit. Nach dem Segelsetzen können wir uns dann mit Kaffee und Brot stärken. Wir haben halben Wind mit 4 Windstärken zunehmend, da haben wir gleich mal vorsorglich nicht die komplette Segelfläche gesetzt. Wir sind so entspannt und dennoch sehr schnell unterwegs. Für die 25 Seemeilen benötigen wir nur vier Stunden. Die Kreidefelsen von Møn sind gut zu erkennen und dienen uns als Landmarke. Die Welle nimmt in der Abdeckung dann etwas ab und später auch der Wind. Auch die Sonne lugt ab und zu heraus und strahlt die Felsen an. Was für ein schöner Anblick von See.
Wir fahren auch soweit wie möglich nah an der Küste entlang. Aber sowie wir die Kreidefelsen passiert haben, steht der Wind mit gut 20 Knoten gegen an, die Welle kommt jetzt auch mit gut einem Meter aus Südwest angerauscht. So sind wir die letzte Stunde mit Motor unterwegs. Gegen 12 Uhr kommen wir im Yachthafen von Klintholm an und es ist viel Platz. Wir legen uns an der Außenmole innen am Holzsteg längsseits. Hier hilft uns noch ein Einhandsegler. Immerhin haben wir ordentlich ablandigen Wind. Ich werfe ihm die Vorleine zu. Er belegt diese am Steg. Schon sind wir gesichert und treiben nicht mehr ab. Er will es heute noch wagen und legt kurze Zeit später ab. Selbstverständlich helfen wir ihm beide dabei. Wir erkunden danach den kleinen Ort, den Hafen und bezahlen die Gebühr für den Liegeplatz. Langsam füllt sich der Hafen. Am nächsten Tag ist mal wieder gemütliches Aufwachen und Frühstück angesagt. Gegen Mittag steigen wir in den Bus und fahren zu dem Geo Center Møn nah an die Klippen. Nur eine kurze Fahrt von 10 min. Mit dem Fahrrad wäre das die ganze Tour stark bergauf gewesen. Wir laufen erst oberhalb der Klippen, später dann über 400 Stufen über eine Holztreppe bergab. Die Wanderwege sind sehr gut angelegt. Es lohnt sich, auch weil die Sonne ab Mittag wieder scheint. So können wir mit den Sonnenstrahlen die Klippen auch vom Strand aus bewundern. Man sieht allerdings auch deutlich, dass hier Risse im Felsen sind. Auch wenn die meisten Abgänge im Frühjahr und Winter sein sollen, Heiko ist nicht ganz wohl unter den Überhängen. Aber es sind ja nur wenige Meter am Strand entlang und dann geht es wieder die vielen Stufen hinauf. Der Bus bringt uns dann wenig später zum Hafen zurück. Auch wenn ich schon das eine oder andere Mal in Klintholm mit dem Segelboot war, wir haben es in der kurzen Segelzeit nie zu den Klippen geschafft. Schön das wir nun diese gemeinsam entdecken konnten!
Der Hafen hat sich immer mehr gefüllt. Ein kleines Boot mit holländischer Flagge ist am späten Nachmittag noch auf der Suche nach einem Liegeplatz. Heiko winkt die Jungs zu uns ins Päckchen. Später laden uns beide noch auf einen Drink ein, wenig später sind die zwei bei uns an Bord und wir tauschen noch Reviertipps aus. Wir haben noch holländischen Schipperbitter (sowas ähnliches wie Ramazzotti) an Bord. So sitzen wir noch lange und gemütlich bei uns. Die beiden brechen am nächsten Morgen zum „Alten Strom“ nach Warnemünde auf. Ein Tipp von uns, das sind zwar 50 Seemeilen. Aber die beiden müssen eh in 14 Tagen wieder in Holland sein und somit Strecke machen. Und auf jedenfall besser als in dem Fährhafen Gedser einzulaufen. So war ihr ursprünglicher Plan. Um neun sind die Leinen los, nicht bei uns. Wir merken, dass wir nicht mehr Mitte Zwanzig sind und kriechen nur langsam aus der Koje 🙂
In den nächsten Tagen geht es weiter durch das Smalandfahrwasser. Aber davon berichten wir dann in einem nächsten Blogeintrag.
Hallo Marlies und Andreas, wir wünschen auch einen tollen Törn entlang der griechischen Inseln. Liebe Grüße auch an Inge, Deborah und Andreas. Kommt mit alle gut erholt und mit schönen Erlebnissen im Gebäck wieder zurück. Herzliche Grüße Christiane & Heiko
Superschöne Fotos und ein spannender Bericht.Ihr seid echte Helden.Wir packen gerade für den Griechenlandtörn mit Inge,Deborah und Andreas und werden euch sehr vermissen.Gute Zeit noch und eine sichere Heimkehr.
Grüße aus Berlin von Marlies und Andreas