80 Seemeilen weiter bis nach Grenå

Eine weitere schöne Segelwoche haben wir erlebt und wollen euch hier mit auf unsere Reise nehmen. Die ersten Seemeilen Richtung Samsø waren ruppig. Der Wind kam statt aus Süd mit 5 Beaufort aus Ost, also wieder mal gegen an. Auf der offenen See stand dann eine Welle von bis zu einem Meter. Nach 2,5 Stunden unter Motor durch die Wellen, konnten wir dann mit der Genua auf einen angenehmen Kurs abfallen. Zunächst noch mit viel Welle und Wind wurde es im Schutz der Insel Samsø schnell ruhiger. So dass wir später das Großsegel auch noch setzen konnten. Die Samsø-Fähre „zwang“ uns noch zu einem Ausweichmanöver.

Wir haben uns den idyllischen Hafen in Mårup für unseren Besuch auf der Insel ausgesucht und werden nicht enttäuscht. Der Hafen ist erstaunlich leer. Später laufen noch einige Boote ein, aber auch zum Wochenende hin wird dieser Hafen im Vergleich zu Tunø viel Platz zum Anlegen bieten. Hier gefällt es uns. Wir leihen am nächsten Tag noch ein Fahrrad für Heiko aus, ich habe ja mein Klappfahrrad dabei, und erkunden die Insel. Es geht vorbei an dem wunderschönen erhaltenen Ortskern in Nordby, weiter zu einem Aussichtsturm. Dabei haben wir ordentlich bergauf zu strampeln. Die Insel ist sehr hügelig.

Auf dem Rückweg noch an einem der vielen Gemüsestände am Wegesrand vorbei. So frisch und lecker! Einfach mitnehmen und in die „Kasse des Vertrauens“ am Stand einzahlen. Wir können unseren „Gemüsekeller“ in der Bilge auffüllen. Bei ca. 14-16 Grad lagert dort nicht nur Bier und Wein, sondern auch unser Gemüse. Nach der anstrengenden Fahrradtour springen wir zur Abkühlung noch ins Wasser. Auch hier ist der Strand direkt am Hafen. Später grillen wir in strandnähe. Wir sind von den Einrichtungen im Hafen begeistert. Auch in anderen Häfen werden wir immer wieder Seglerstuben vorfinden. Gemütlich eingerichtete Küchen mit Sitzmöglichkeiten (besonders bei schlechtem Wetter). Das steht allen Seglern offen, wir nutzen es und Heiko erledigt den Abwasch. Später sitzen wir im Cockpit, das eine oder andere Boot läuft noch ein. Aber es ist auch abends lange hell. Ein wirklich schöner Tag geht zu Ende.

Am nächsten Tag ziehen wir nur 4 Seemeilen weiter auf die Insel Tunø. Es ist wenig Wind und wir versuchen zu Segeln. Später packen wir doch noch die Segel ein. Der Run auf die Liegeplätze hat begonnen. Es ist Samstag. Wir lesen später rund um Aarhus gibt es mehr als 1.200 Liegeplätze und die Wochenendsegler sind zahlreich unterwegs.

Der Hafen ist gut gefüllt. Wir bekommen eine Vorstellung, was hier ab Juli los sein muss. Da kann man dann trockenen Fußes von der einen Uferseite zur anderen laufen. Der Strand in der Nähe ist sehr flach, so sind hier besonders viele Familien mit Kindern unterwegs sind. Wir laufen vor 12 Uhr in den Hafen ein. Finden ein gutes Plätzchen und bekommen schnell Nachbarn. Ein deutsches Ehepaar hat auch ihr Boot in Holland zu liegen. Vor drei Jahren waren beide in der Ostsee für 5 Monate unterwegs. Wir kommen schnell ins Gespräch. Anschließend besichtigen wir den kleinen Ort. Die Kirchturmspitze weist den Seefahrern mit dem Leuchtturm den Weg. Danach kaufen wir in der örtlichen Räucherei am Hafen noch leckeren geräucherten Fisch ein und genießen den an Bord. Wir schauen dem Treiben im Hafen zu. Später sind wir mutig und springen wieder ins Wasser. Es ist immer noch sehr erfrischend! Am Abend wird direkt am Steg gegrillt.

Am abend verabreden wir uns mit den beiden Nachbarn an unserem Schiff zu einem frühen Ablegemanöver für den nächsten Tag. Es ist Regen und mehr Wind vorhergesagt. Auf Segeln im Regen haben wir keine Lust. Dann lieber früh raus. Um kurz vor 8 Uhr werden wir am nächsten Tag aus dem Päckchen „gleiten“ und die Nachbarn warten noch auf den Wind. Wir motoren die 16 Seemeilen nach Langør (Samsø). Die Schweinswale sind auch schon wach und kommen immer wieder bei uns vorbei. Einfach traumhaft. Hier verkehren die Schnellfähren mit 38kn Fahrt zwischen den Inseln. Wir geben Obacht. Später im Fahrwasser nach Langør sehen wir sogar noch Seehunde.

Die Anfahrt ist sehr flach und erfordert unsere volle Aufmerksamkeit. Aber landschaftlich mit den vielen Vögeln… ein Traum dieser Fjord im Norden von Samsø. Am Horizont sieht man aus dem Großen Belt auch die großen Frachtschiffe vorbei ziehen. Wir kommen rechtzeitig vor dem Regen an. Aber es dauert keine halbe Stunde dann ist er da. Heiko baut noch schnell die Kuchenbude auf (Zelt über das Cockpit) so können wir immer noch draußen sitzen. Aber es wird auch schnell windig und damit kalt. Wir ziehen uns zu einem erholsamen Schläfchen zurück. Zum Abend hört der Regen auch auf, aber es bleibt kalt. Das kennen wir schon gar nicht mehr!

Am nächsten Tag ist Sturm vorhergesagt, der fegt dann auch mit bis zu 30 kn durch den Hafen. Wir schlafen aus, waschen später unsere Wäsche und nutzen den Nachmittag noch zu einem Spaziergang. Es ist bewölkt, aber dennoch sind wir von der Natur und den Farben begeistert.

Hier gibt es ansonsten nur einige Ferienhäuser, wenig bewohnte Häuser aber wieder eine prunkvoll ausgestattete Kirche.

Am nächsten Tag hat sich der Wind beruhigt. Wir können also ablegen und verlassen die Insel. Hier hat es uns ausgesprochen gut gefallen und in der Vorsaison konnten wir auch die Stille der Insel noch genießen. Nun geht es weiter Richtung Norden nach Grenå. Zunächst wieder unter Motor durch das enge Fahrwasser. Dann können wir mit guter Geschwindigkeit segeln. Später schläft der Wind ein und wie angekündigt dreht er noch einmal um 180 Grad. Eine Stunde können wir dann noch weiter segeln und fahren die restlichen Meilen unter Motor. Die Sonne scheint wieder und es ist warm. Unterwegs beobachten wir noch ein Manöver der dänischen Marine.

Nach 33 Meilen kommen wir dann gegen 19 Uhr in Grenå an. Finden auch schnell noch längsseits einen Liegeplatz, somit muss ich nicht wieder auf den Schwimmsteg über den Bug klettern. Beim Anlegemanöver versagt dann das Bugstrahlruder. Alles geht trotzdem gut. Und ab jetzt ist für uns die „unbeschwerte Urlaubsstimmung“ etwas vorbei. Die Batterie hat ausreichend Strom. Ich steige noch abends ins Hafenbecken und tauche das Bugstrahlruder ab. Die Schraube ist noch da. Heiko telefoniert noch mit Klaus von unserem Yachtservice in Holland. Mögliche Ursachen werden besprochen. Aber schnell ist klar, das muss sich jetzt ein Techniker vor Ort ansehen. Mist!!! Dabei haben wir den Motor noch warten und auch die Kohlebürsten austauschen lassen. Also das kann es nicht sein. Der Techniker kommt am nächsten Tag gegen Mittag und unsere Vermutung, dass jetzt das Schiff aus dem Wasser zur Inspektion des Bugstrahlruder muss, wird schnell realistisch. Der auflandige Wind hat zwischendurch so stark zugenommen, das wir von unserem Liegeplatz nicht mehr ablegen können. Die beiden Hafenmeister sind sehr bemüht und wir beschließen am nächsten Tag gegen 7 Uhr unser Glück erneut zu versuchen. Wir schlafen unruhig und verholen uns am nächsten Tag bei weniger Wind in ein anderes Hafenbecken. Hier gibt es zwar einen Hafenkran … der schafft aber nur bis 5 Tonnen. Also wurde für uns ein Autokran bestellt, der auch mind. 10 Tonnen heben kann. Das ist natürlich alles sehr kostenintensiv, wir haben uns aber dagegen entschieden in einen anderen Hafen (viele Meilen weiter Richtung Süden) zu fahren, wo es einen größeren Kran direkt im Hafen gibt. Außerdem ist zu viel Wind ab Mittag um raus ins Kattegat zu fahren. Torben (der Techniker von Kattegatteknik.dk) und auch die beiden Hafenmeister sind sehr umsichtig und so fühlen wir uns gut aufgehoben. Die Unterstützung von allen rührt uns sehr.

Wir haben also heute tatsächlich gegen 7 Uhr das Glück, es ist noch wenig Wind. Der Sturm wird erst später durch den Hafen fegen. Der Autokran fährt vor. Wir schlagen schnell das Achterstag ab. Am Vortag haben wir Punkte zur Anbringung der Gurte markiert. Irgendwie ist es, als wenn unser Schiff zur „Operation“ aus dem Wasser gehoben wird. Der Kranführer ist entspannt, wir sind es nicht und halten den Atem an. Mittlerweile haben sich auch andere Segler um uns versammelt. Das Geschirr sitzt anfangs noch nicht richtig, wird korrigiert und dann hängen gut 9 Tonnen Gewicht – unser Schiff – an zwei Gurten. Die letzte Entwässerung war vor gut zwei Jahren bei der Begutachtung vor dem Kauf. Aber was wir jetzt entdecken verwundert uns sehr. Das Getriebegehäuse im Tunnel vom Bugstrahlruder ist in der kurzen Zeit komplett oxidiert. Wie kann das in der Kürze der Zeit passieren? Das ist nicht normal. Wir werden noch Ursachenforschung betreiben.

Jetzt ist zumindest der Defekt bekannt. Schnell wieder zurück ins Wasser, es gibt schon die ersten Windböen. Es kann alles hier repariert werden. Am Mittag erreicht uns eine Nachricht, die Ersatzteile können für nächsten Montag geliefert werden. Bei dem Preis schlucken wir schwer. Hier kommen ja noch 25% MwSt dazu. Aber welche Alternative gibt es? Keine! Jetzt liegen wir bis zum Dienstag hier fest. Dann hoffen wir, ist der Wind zum Kranen wieder schwach. Dann erfolgt der Austausch, hoffentlich passt alles und ist dicht. Mit viel Glück könnten wir in der nächsten Woche Mittwoch weiterfahren. Aber der Blick aufs Wetter verhofft nichts Gutes. Es wird unbeständiger. Sowohl schlecht zum Kranen aber auch später für die Tour ins Kattegat nach Anholt. Wir werden die Zeit bis zum Dienstag nutzen und erkunden die Gegend. Dies und das ist auch noch am Schiff zu machen. Und zumindest scheint die nächsten Tage wieder die Sonne. Heute hat es am Nachmittag mal wieder geregnet. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Von Sønderborg weiter bis nach Juelsminde

Der letzte (B)Logbucheintrag stammt aus Sønderborg und mittlerweile ist schon fast wieder eine Segelwoche verstrichen. Die Zeit vergeht schnell, wir erleben viel und genießen diesen fantastischen Sommer. So waren wir in der Dyvig, eine Bucht nur ca. 12 Seemeilen weiter nördlich von Sønderborg. Ich kenne die Dyvig immer nur aus dem Herbst. Das hatte auch seinen Reiz. Bei der Ansteuerung gibt es eine flache Engstelle, die unsere volle Aufmerksamkeit erfordert. Aber es ist alles betont und so kommen wir durch das flache Fahrwasser gut vorbei. Wir sind ja niedrige Wassertiefen aus dem Ijsselmeer gewöhnt, da sind nur 3,10m nix Ungewöhnliches. In der Dyvig gibt es jetzt zwei kleine Häfen und ein schönes Hotel. Erst eine kleine Rundfahrt durch die Bucht dann haben wir den neuen Hafen am Hotel erkundet. Hier hätte es auch noch ausreichend Platz zum Anlegen gegeben. Aber wir wollen Ankern. Vorsichtig den Ankergrund erkundet und der Anker fällt auf 5 m Wassertiefe.

Die Badeleiter wird ins Wasser gelassen und … nee, so schnell ging es da nicht rein. Das war noch ganz schön kühl. Aber einmal im Wasser, was für eine herrliche Abkühlung. Eine Runde ums Boot geschwommen und dabei noch die Wasserlinie mit einer Bürste von den Algen gereinigt. Unser Boot liegt im Winter auch im Wasser. Das hinterlässt so seine Spuren. Die sind jetzt beseitigt. Für den Rest des Tages ist Faulenzen angesagt. Wir schauen den einlaufenden Booten und deren Ankermanöver zu. Am Freitag ist noch recht viel Platz, in der nächsten Nacht liegen wir schon näher vor Anker zusammen. Ausgerechnet da nimmt dann der Wind etwas zu. Aber die Anker halten. Abends wird an Bord gegrillt. Wir bleiben noch einen Tag in der Bucht. Es ist kein Wind vorher gesagt und ganz schön heiß. Mittelmeerfeeling! Ich springe schon vor dem Frühstück ins Wasser zur Abkühlung. Unsere Motivation in der Hitze das Dinghi aus der Achterkoje zu holen (sind immerhin 30 kg) und dann auf dem Vorschiff aufzubauen geht gegen Null. Aber wir wollen ja auch nicht an Land. Wie beobachten viele Segler, die mit ihren Hunden unterwegs sind. Die müssen dann regelmäßig zur Hunderunde an Land. Wir bleiben faul, springen kurz zur Abkühlung ins Wasser, lesen und schauen dem Treiben auf dem Wasser zu. Hier hätten wir es noch länger aushalten können. Aber am nächsten Tag ist es bewölkt und gleich nicht mehr so warm. Wir ziehen weiter. Anker hoch. Was für ein „Schmodder“ kommt da mit? Die Kette ist mit einem gel-artigen Schlamm überzogen, der lässt sich noch nicht einmal mit kräftigem Schütteln der Ankerkette entfernen. Viel Raum zum Manövrieren ist nicht, also erstmal rein mit dem „Dreck“ in den Ankerkasten. Wieder durch die Engstelle im Fahrwasser aus der Dyvig. Weiter geht es nach Aarø. Eine kleine Insel nur 17 sm entfernt. Es ist Sonntag und wir hoffen, dennoch ein Plätzchen in den kleinen Hafen zu bekommen. Der Wind ist schwach, wir holen das Maximum an Geschwindigkeit aus den Segeln. Und wie soll es anders sein. Pünktlich zum Anlegemanöver in dem engen Hafen brist der Wind auf. So recht ist auch nicht klar, wo ein freier Platz für uns ist. Der urige Hafenmeister kommt schnell auf seinem Elektroscotter angerollt und weist uns ein Plätzchen zu. Heiko fährt das Manöver wieder souverän. Die Luv-Heckleine über den Poller. Dann schnell dicht genommen. Damit lässt sich nun das Boot kontrollieren. Leicht Gas nach vorne und ggf. nach Steuer/Backbord korrigiert. Ich bringe die Fender aus und reiche die Luv-Vorleine über den Steg. Das Manöver hat sich bewährt und bisher haben wir das stressfrei immer mit nur vier Händen so in die Box geschafft. Nur ich muss mit meinen kurzen Beinen ganz schön an Bord klettern. Kleiner Landgang, Hafengebühr bezahlt und ein Eis zur Abkühlung. Wir bleiben noch einen Tag.

Hier ist es schön. Der kleine Hafen hat viel Atmosphäre. Wir liegen direkt mit Blick auf den Leuchtturm zur Hafenausfahrt. Heiko hilft hier und da immer noch anderen Seglern beim Anlegen. Am nächsten Tag laufen wir über die Insel. Hier wird sogar Wein angebaut! Aber bei den Preisen von mindestens 160 DKK (ca. 23 Euro) für eine Flasche wollen wir den im Norden angebauten Wein nicht probieren. Da sind wir von unserem Lieblingsweingut St. Annagarten aus Beilstein von der Qualität verwöhnt. So laufen wir weiter über den Naturstrand, vorbei am Leuchtturm zurück zum Hafen.

Am nächsten Tag wollen wir weiter Richtung Norden durch den kleinen Belt bis Middelfart. Südöstliche Winde sind vorhergesagt. Na das würde doch super passen. Der Wind kommt dann aber aus Nordwest und schläft bald immer weiter ein.

Ich höre hinter mir ein lautes Atmen. Ein kleiner Schweinswal begleitet uns durch die Flaute. Wir sind geduldig und warten auf dem Wind. Heiko schaut durchs Fernglas und sieht am Horizont Schaumkronen im Wasser. Wind! Mehr als uns später lieb ist. Wir sind vorbereitet. Da kommt er der Wind erst aus Ost, um dann schnell wieder auf Nordost zu drehen. Da wollen wir hin also gegen an. Am Anfang mit 16 Knoten, schnell dann 20 Knoten. Wir reffen die Segel. Dann stehen auch schnell in Böen die 24 Knoten auf dem Windmesser. Wellen kommen über, dabei haben wir hier kein offenes Fahrwasser im kleinen Belt. Bei 6 Windstärken im Fahrwasser nach Norden weiter zu kreuzen, ist schnell anstrengend, dabei machen wir keine Höhe gut und wir holen die Segel ein. Motoren ein Stück und können später auf unserem Kurs mit der Genua im geschützten Fahrwasser ohne Welle noch Segeln. Auf der Eisenbahnbrücke wird gerade eine Bridgewalking-Tour in 60 Metern Höhe durchgeführt. Das wäre nix für mich. Wir fahren unter diese Brücke durch. Mittlerweile sind es bis zu 26 Knoten Wind in Böen. Das wird ja ein spannendes Anlegemanöver. Der alte Stadthafen bietet wenig Platz, daher fahren wir weiter zum neuen Stadthafen. In unserer Seekarte ist die Erweiterung noch als „Under Construction“ markiert. Über den Berichtigungshinweis zu unseren Seekarten des NV Verlages wissen wir, er ist nun fertig. Der ist ja komplett leer! Nur ein Motorboot liegt dort. Wir sind froh über den Platz längsseits zum Anlegen. Bei über 20 Knoten Wind ablandigen Wind geht das aber wunderbar. Achterleine über den Poller, schnell dicht geholt und der Rest läuft über die Maschine und Ruderwirkung. Schnell liegen wir gut fest. Bezahlen die Hafengebühr. War uns schon klar, hier wird es mit 220 DKK (ca. 31 EUR) teurer. Noch immer Baustelle, aber die Duschen im Container sind vom Feinsten. Es gibt elektronische Anzeiger mit einem Sensor (Ultraschall-Entfernungs-Sensor?) an den Liegeplätzen. Dieser zeigt dann am Bezahl-Automat, welche Liegeplätze belegt sind und welche davon noch nicht bezahlt wurden.

Wir erkunden die Stadt, den Gammle Havn (alter Hafen) und lassen uns später eine Pizza beim Italiener schmecken. Wir sind k.o., aber später schauen wir von unserem Liegeplatz noch den Lichtern im Fahrwasser im kleinen Belt zu. Es ist schon 23 Uhr und irgendwie immer noch hell und gar nicht so kalt. Heiko holt noch schnell das Stativ und macht Bilder von der Sonnenuntergangsstimmung.

Eisenbahnbrücke

Am nächsten Tag gleiches Windspiel. Erst wie vorhergesagt Wind aus Süd. Wir segeln mit dem Strom, der hier schon mit einem Knoten fahrt in unsere Richtung setzt unter der Autobahnbrücke am kleinen Belt durch. An Steuerbord gibts schöne Orte mit kleinen Yachthäfen und Leuchtturm. Nach Backbord viel Industrie und Frachtschiffe. Kaum sind wir aus dem Fahrwasser ist der Wind auch schon wieder verschwunden. Aber die Schweinswale sind immer wieder da und begleiten uns. So viele wie hier in der Bucht habe ich in der Ostsee noch nicht gesehen. Wir motoren weiter. Der Wind nimmt wieder zu und kommt dabei wieder aus Nordost. Das kannten wir doch schon von gestern. Später können wir abfallen und mit der Genua die letzten Meilen bei guter Welle und 4-5 Bft zum Hafen nach Juelsminde segeln. Der Hafen ist gemütlich, ich springe noch in die Wellen am naheliegenden Strand. Später beobachten wir den Sonnenuntergang geschützt im Cockpit. Der Wind pfeift immer noch. Morgen geht es dann weiter nach Samsø.

37 Seemeilen weiter nach Sønderborg

Die Zeit in Laboe war sehr schön. Wir lagen dort in der Marina, die direkt an dem Fischereihafen angrenzt. Tagsüber über an der Promenade spaziert, erspähten wir ein U-Boot in der Kieler Förde. Hier oben ist vieles militärisches Übungsgebiet oder auch Sperrgebiet. Ob gerade Schießübungen auf dem Wasser stattfinden, kann u.a. in den örtlichen Bekanntmachungen beim Hafenmeister in Erfahrung gebracht werden. Aber auf unserer Strecke nach Sønderborg „drohte“ keine Gefahr.
Im Hafen konnten wir beobachten, dass viele Eigner zum Feierabend noch schnell zu einem kleinen Törn ablegen. Ja das ist schon Klasse, wenn man nur 10 Minuten Anfahrt bis zum Hafen hat. Der Abend klang gemütlich im Cockpit bei einem Glas Wein und Sonnenuntergang aus.

Am nächsten Tag noch einmal kurz bei der Tankstelle angelegt und ca. 40 Liter Diesel nachgefüllt. Dann schnell raus auf die Förde, das Fahrwasser gequert und die Segeln gesetzt. Heute sollte laut Vorhersagen ein super Segeltag werden. 4-5 Beaufort aus Ost. Aber es kam wieder alles anders! Auf der Trommel (Furlex), die dass Vorsegel ausrollt, lag die Reffeleine aufgerollt ausserhalb. Wie kann denn das passieren? So kann man aber dass Vorsegel nun nicht mehr einrollen. Also wieder das Großsegel rein. Heiko ging nach vorne, noch geschützt in der Kieler Förde blieb er von überkommenden Wellen am Bug verschont. Der Motor lief „Standby“ mit. Die Reffleine musste aus den Führungen (in den Relingsfüßen) geholt und die Umdrehungen auf der Furlex (Trommel) abgerollt werden. Anschließend wurde die Leine wieder durch die Führungen an der Reling nach Achtern gezogen. Jetzt konnte das Vorsegel wieder eingerollt werden. Passt also wieder … müssen wir nur dann im nächsten Hafen die Reffleine in die Furlex wieder aufrollen. Nachdem soweit alles gerichtet war, konnte das Schiff zum Segel setzen in den Wind gestellt werden. Das Großsegel raus und später die Genua. Es folgte Segeln bis zum Kieler Leuchtturm, die eine oder andere Welle kam über den Bug. Aber jetzt „turnt“ da von uns ja auch niemand mehr herum. Wir fallen weiter ab und der neue Kurs lautet „halber Wind“. Wir beobachten schon die ganze Zeit ein Gewitter über dem Festland. Eigentlich sollte das mit dem auflandigen Wind über Land abziehen. Mit unserem neuen Radar lässt sich auch sehr gut die Wettersituation zusätzlich erkennen. Und das Gewitter kommt langsam auf See zurück. Wir sind gewarnt. Als jetzt auch noch der Wind einschläft, um dann auf 180 Grad zu drehen, ist auch uns klar. Segel wieder runter. Das könnte viel Wind geben. Donner ist zu hören auch die ersten Blitze. Eintrag ins Logbuch. Die Elektronik (Handy/PC) vorsorglich in den Backofen. Der wirkt im Falle eines Blitzeinschlages als Fradayscher Käfig. Der Motor wird ebenfalls gestartet. Als Selbstzünder läuft der auch nach einem Blitzeinschlag noch. Den Gashebel auf den Tisch und schnell weg hier. Wir schaffen es tatsächlich, dem Gewitter zu entkommen. Der Wind ist jetzt auf SSW später auf NW gedreht, mit nur noch 1-2 Beaufort. Also wieder nichts mit Segeln. Später sehen wir den ersten Tümmler in der Ostsee. Der Wind kommt auch wieder. Segel also wieder rauf. Dann sind wir mit über 6 Knoten Fahrt schnell. Aber das ist nur von kurzer Dauer. Dann packen wir die Segel für diesen Tag endgültig ein. 6 Seemeilen vor Sønderborg kam der Wind wieder mit 12 Knoten aus Ost, aber wir haben für heute genug Segel gesetzt und eingerollt. Motoren also die letzten Meilen weiter.

Im Stadthafen können wir noch ein schönes Plätzchen finden. Das Anlegebier genießen wir mit Blick auf den Stadthafen. Der nächste Tag ist als Hafentag eingeplant … mit Spaziergang an der Promenade, durch die Stadt vorbei an der Windmühle und im Anschluss noch mit einer Schlossbesichtigung. Später auf dem Schiff rollen wir die Reffleine in die Furlex noch weiter ein. Damit auch zukünftig wieder ausreichend Leine übrig ist. Abends eine schnelle Pasta mit Pesto. Es ist bis 22 Uhr so hell, wir können noch im Cockpit sitzen und einen kleinen Logbucheintrag (Blog) verfassen. Morgen legen wir dann ab und wollen in die Dyvig fahren. Eine kleine Bucht zum Ankern. Dann könnten wir unser Schlauchboot mit dem Elektroaußenborder auch erstmalig testen. Wir werden berichten!

Angekommen in der Ostsee!

Gestern haben sich die Schleusentore in Kiel-Holtenau für uns geöffnet und die Kieler Förde lag vor uns. Ich stand glücklich auf dem Vorschiff, bereit mit den Leinen zum Ablegen aus der Schleuse. Ostsee, da sind wir! Früher war das mein „Heimatrevier“. Mein Traum hier einmal für einige Monate zu segeln, erfüllt sich nun gemeinsam mit Heiko.  In 16 Tagen haben wir die erste große Etappe gemütlich gemeistert.

Der letzte Logbucheintrag stammt noch aus Lauwersoog. Wetterbedingt lagen wir dort 3 Tage im Hafen. Einige Segler warteten dort mit uns auf ein gutes Wetterfenster für die Überfahrt nach Norderney. So haben wir Angela und Klaus kennengelernt, die mit ihrer „TLALOC“ uns bis Helgoland noch begleiten sollten. Beide weit über 70 Jahre jung und sehr viel Reviererfahrung. Bei Kaffee und Kuchen auf der „de BARONES“ konnten wir noch den einen oder anderen Tipp für unsere weitere Reise erfahren. Mit dem Engländer Neil von der SY „Vela Fresca“ gemeinsam noch die Wetterdaten, Gezeiten und weitere mögliche Routen abgeglichen. Er hat sich schon einen Tag vor uns auf die Nordsee „getraut“ und später berichtet dass die Fahrt durch das Seegatt vor Lauwersoog „bad“ war. Wenn hier die alte Welle von den vorherigen starken Nordwestwinden auf das flache Gatt trifft, der Strom dann noch gegen an, wird es richtig kappelig auf dem Wasser. Uns treibt ja nichts –  also noch einen Tag abwarten, bis sich die Nordsee wieder beruhigt hat. In der Zwischenzeit haben wir unsere Dieselvorräte aufgefüllt und noch eine Gasflasche getauscht. Der Hafenmeister kam jeden Tag mindestens zweimal vorbei, erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei und wir eine ruhige Nacht an dem zugewiesenen Liegeplatz hatten. Am dritten Tag verkündete er uns, dass wir nun noch einmal diesen Wechseln mussten. Entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten, aber das Schiff, welches da sonst liegt, kommt nun zurück. Also rutschten wir wieder weiter. Der dritte Liegeplatz in diesem Hafen.

Am Samstag (19. Mai) klingelte der Wecker wieder viel zu früh um kurz nach 5 Uhr. Kalt und feucht war es noch, also rein in die warmen Segelsachen. Mit uns haben weitere 4 Yachten Richtung Norderney abgelegt. Eine Stunde unter Motor Richtung Gatt Lauwersoog um dann auf die Nordsee zu kommen. Zeit zum Frühstücken unterwegs, viele Zugvögel unterwegs, die eine oder andere Robbe steckte neugierig ihr Köpfchen aus dem Wasser. Leider kam der wenige Wind dann schon wieder aus der falschen Richtung. Kreuzen macht bei der Strecke von ca. 50 Seemeilen kein Sinn, zumal wir mit auflaufendem Wasser in Norderney ankommen müssen. Also unter Motor weiter, der Strom schiebt mit. Eine schnelle Fahrt, die Nordsee wird immer ruhiger. Die Sonne kommt raus und wir damit aus unseren warmen Sachen. Der Wind frischt etwas auf mit 10 Knoten. Damit holen wir die Segel nun doch noch raus. Kaum dass wir mit 8kn Fahrt über Grund segeln, ist der erste Schweinswal auf unserer Reise da. Welch ein schöner Moment! Er bleibt recht lange an unser Seite und taucht immer wieder unter unserem Kiel, vor zum Bug.  Bald schläft der Wind leider wieder ein. Wir packen die Segel wieder ein.

Es ist Pfingstwochenende und die Inseln bei diesem traumhaften Wetter gut besucht. Wir haben Glück und ergattern noch einen freien Liegeplatz am Schwimmsteg. Der Hafenmeister bestätigt später, wir können bis Dienstag dort liegen bleiben. Wir kommen aus dem beschaulichen Lauwersoog, jeder Segler half da dem anderen beim An- und Ablegen, immer ein netter Schnack mit dem Hafenmeister. Kulturschock auf Norderney. Hier ist Party angesagt, das Publikum entsprechend. Die helfende Hand beim Anlegen sofort wieder weg. Ich hätte da noch eine Leine gehabt. Egal, selbst ist die Frau. Ungeduscht und in der „Segelkluft“ der Weg über dem Steg zum Hafenbüro. Gegrüßt wird hier kaum und viele laufen eher aufgestylt rum oder sitzen am Nachmittag mit dem ersten Bier im Cockpit. Wir schauen später dem Treiben im Hafen zu und der „Run“ auf die letzten Liegeplätze begann schnell. Am nächsten Tag hab ich dann mal mein Klappfahrrad ausgepackt und bin zum örtlichen Edeka und ein wenig durch den Ort geradelt. In Lauwersoog gab es keine Einkaufsmöglichkeiten und somit mussten die frischen Lebensmittel wieder aufgefüllt werden. Heiko hat in der Zwischenzeit den neuen Cockpittisch geölt.  Am nächsten Tag haben wir uns dann gemeinsam mit den Fahrrädern Richtung Leuchtturm aufgemacht. Nach erklimmen der 253 Stufen wurden wir mit einer tollen Aussicht belohnt. Weiter zur „Weißen Düne“; dort wollten wir uns stärken (ein Tipp von Ingrid). Aber an Pfingsten gibt’s keine Möglichkeit hier einen Platz zu bekommen und selbst wenn, die Bestellung hätte bestimmt ewig gedauert. Mit einem Notfall-Keks ging es dann weiter mit dem Fahrrad zu einer Aussichtsdüne und dann an der Promenade in den Ort zurück. Auch hier haben wir nix gefunden zum gemütlichen Einkehren. Also ab in die zweite Reihe. Und bei „da Sergio“ fanden wir endlich ein gemütliches Plätzchen. Das Lokal ist sehr zu empfehlen, freundliche Bedienung und alles sehr lecker.

Zurück im Hafen haben wir uns noch beim Hafenmeister erkundigt, was die empfohlene Abfahrtszeit wegen der Gezeiten nach Helgoland ist. Passt mit dem zusammen, was wir auch ermittelt haben. Eine Stunde vor Niedrigwasser wäre laut Hafenmeister auch alles noch tief genug (mind. 2,50m). Obwohl wir dann doch noch etwas früher los sind, saßen wir schon wieder im Schlick. Mittlerweile nicht mehr ganz ungewohnt. Das Ablegemanöver verlief daher ganz langsam. Draußen auf der Nordsee kam der Wind wieder von vorne. Zuerst parallel zum Verkehrstrennungsgebiet und ab der Tonne TG9 Richtung Norden weitere 15 Seemeilen bis nach Helgoland.

Reger Schiffsverkehr ist in Richtung Elbe unterwegs.  Und es war klar. Der Wind drehte bis dahin auf Nord. Also wieder nix mit Segeln. Unterwegs sind wir dann mit der SY „Atlantica“ Richtung Helgoland motort. Die beiden haben kurz vor uns in Norderney abgelegt und liegen mit ihrer Segelyacht auch in Lemmer. In Helgoland angekommen sind wir dann zusammen zu zwei anderen Booten ins Päckchen. Die „ALEXANDER von HUMBOLD II“ lag auch im Hafen.

Der Wind ist zwar immer noch recht kühl, aber so sonniges Wetter werden wir wohl auf unserem Rückweg nicht mehr haben. Daher bleiben wir 3 Tage auf Helgoland. Am nächsten Morgen bringt uns Kurt von der SY „Atlantica“ Brötchen mit. Das ist ja mal ein Service! Nach dem Frühstück müssen wir uns im Päckchen noch verholen, das innenliegende Motorboot möchte ablegen. Gegen Mittag machen wir uns dann auf zu einer Erkundungstour über die Insel. Einfach traumhaft. Ab 16 Uhr wird es dann auf der Insel wieder ruhig, da die Tagestouristen auf dem Heimweg sind. Wir genießen einen gemeinsamen Abend mit unseren Nachbarn von der SY „Atlantica“ bei leckerem Vino. Am nächsten Tag werden Brigitte und Kurt wieder Richtung Waddenzee ablegen. Wir werden die Düne (Nachbarinsel auf Helgoland) erkunden. Ganz begeistert sind wir von den vielen Robben am Strand.

Mittlerweile hat der Wind aus Ost aufgefrischt und es steht viel Schwell im Hafen. Wir genießen dennoch einen weiteren Hafentag. Bekommen neue „Nachbarn“ ins Päckchen. Die wollen auch am nächsten Morgen nach Cuxhafen ablegen. Früh, bis spätestens um 6 Uhr. Um 4.30 Uhr dann gepolter auf unserem Vorschiff der Nachbar holt das Stromkabel und die Landleinen ein und ist bereit zum Ablegen. Wir sind jedenfalls nun auch wach. Die Nacht war wieder einmal kurz. Also stehen wir auch auf und legen gegen 5.30 Uhr auch ab. Diesmal können wir die Segel schon im Vorhafen setzen. Segel und Kurs stehen gut. Ab nach Cuxhaven. Mich überfällt die Müdigkeit und da es gerade für mich nix zu tun gibt, lege ich mich noch einmal in die Achterkoje. Bereit um schnell aufzustehen, falls Heiko noch eine helfende Hand benötigt. Zwischendurch frischt der Wind auf etwa 20 kn auf. Das Groß wird etwas gefiert und weiter geht es. Wir sind schnell. Der Strom läuft wieder mit und so sind wir bald in der Ansteuerung der Elbe. Zur Querung des Fahrwassers bin ich ausgeruht. So peilen wir gemeinsam die schnell anrauschenden Frachtschiffe an und fahren hinter dem einen und noch vor dem anderen durch. Geschafft! Segeln eingeholt. Die Elbe aufwärts geht wieder nur unter Motor. Der Wind steht gegen an und zum Kreuzen sind wir einfach zu müde. Im Jachthafen Cuxhaven noch kurz an der Tankstelle vorbei. Es gibt auch hier wieder den biofreien Diesel. Wir tanken gut 60 Liter nach und legen gegen 11.30 Uhr gleich einen Steg weiter an. Heiko legt sich bald schlafen. Ich bin wieder fit und mache einen kurzen Spaziergang in die Stadt, vorbei am Stadthafen und dann noch ein kurzer Einkauf. Als ich später im Hafen ankomme bezahle ich noch schnell den Liegeplatz beim Hafenmeister und bekomme den Zugangscode zu den Duschen. Heiko hat zwischenzeitlich ausgeschlafen. Kleiner Snack am Nachmittag und später fallen dann meine Augen zu. Abends sitzen wir gemütlich im Cockpit und können von unserem Liegeplatz die Schiffe auf der Elbe vorbeiziehen sehen. Hier spüren wir zum ersten mal den Sommer und können abends lange im Cockpit sitzen. Auf Helgoland war es doch noch ganz schön kühl mit dem Wind.

Das Segeln in den Tidengewässern ist nicht unser Ding. Klar der Strom schiebt schnell, aber immer das frühe Aufstehen.  Du bist hier nicht wirklich frei in der Entscheidung loszufahren. Die Naturgewalten bestimmen deinen Törnplan gewaltig. Am nächsten Tag legen wir dann um 9.30 Uhr Richtung Brunsbüttel ab. Das sind ca. 15 Seemeilen und der Strom schiebt mit 2-3 Knoten mit. Endlich mal zu einer vernünftigen Ablegezeit! Wieder alles unter Motor, wie soll es anders sein, der Wind kommt von Osten. Überholt werden wir von vielen Frachtern und der englischen Marine. An der Schleuse zum NOK (Nord-Ostsee-Kanal) wird es dann spannend. Wo stehen jetzt die Signalmasten um uns freie Einfahrt zu gewähren? Wir warten eine halbe Stunde, dann leuchtet das weiße Gleichtaktfeuer. Vor uns ist noch ein Frachter eingefahren. Ein kleines Segelboot schleust noch mit uns. Der Skipper ist einhand unterwegs und hat unzählige Male den NOK schon passiert. Er gibt uns noch ein paar Hinweise. Noch müssen wir das Schraubenwasser des Frachters passieren. „de BARONES“ tänzelt da doch ganz schön, Heiko gibt beherzt Gas. Jetzt noch irgendwie festmachen. Von Bord auf die schwimmenden Ausleger springen, ist ganz schön tief. Muss irgendwie gehen und dann sind da keine Klampen zum Belegen, sondern nur Ringe. Aber funktioniert alles wunderbar. Wenige Minuten später öffnet sich das Schleusentor zum NOK. Der Skipper vor uns meinte noch:  „Die Sportboote legen zuerst (schnell) wieder ab und bloß nicht abwarten bis das Schleusentor richtig auf ist. Die Berufsschifffahrt will uns schnell los werden.“ Gesagt getan, das können wir auch. Und weg sind wir. Wir wollen heute dann noch bis zur Schleuse am Gieselaukanal fahren. Dort gibt es idyllische und ruhige Liegeplätze. Gegen 16.30 Uhr legen wir dort an und Heiko geht noch zum Schleusenwärter und bezahlt die Kanalpassage. Die kostet 18 Euro.  Wir packen am Abend noch den Grill aus und genießen diese Stille vor der Schleuse. Nachts der erste Regen und auch Gewitter.

Am nächsten Tag fahren wir die restlichen 60 Kilometer weiter bis zu Schleuse Kiel Holtenau. Vor uns ziehen wieder die Frachter vorbei. Die Landschaft rechts und links vom Kanal ist wirklich sehr schön.

Vor der Schleuse in Kiel-Holtenau müssen wir im Wartebereich festmachen. Ein holländisches Motorboot ist auch noch vor uns. Er wartet wohl schon etwas länger und fragt über Funk mal nach. Wir hören mit. „Da kommt die ‚Nordic Hamburg‘ “ ein 500ft großer Frachter, der fährt zuerst ein und wenn der festgemacht hat folgen die Sportboote.“ Wir gucken uns an. Na das wird ein Spaß, so ein riesiges Schiff mit uns in der Schleuse. Später hören wir noch im Funk, „ob die Nordic auch das Rückwärtsmanöver erfolgreich getestet hat“. Na besser ist das. Das Schleusentor ist gerade erst seit kurzer Zeit wieder einsatzfähig. Hier konnte ein Frachter nicht stoppen und fuhr mit Restgeschwindigkeit dagegen. Das Tor musste komplett ausgetauscht werden. Wir sehen nun den Frachter ankommen; er fährt langsam in die Schleuse und über den UKW Kanal hören wir die Sportboote sollen schon mal ablegen und langsam folgen. Dann gibt der Lotse von dem großen Frachter dem Schleusenwärter die Info, das die Schraube auf ein Minimum reduziert wurde und wir sollen vorbei ganz nach vorne an Steuerbord festmachen. Es ist kaum Schraubenwasser zu sehen, aber auch hier versetzt es uns wieder ganz gut. Festmachen dann wie einen Tag zuvor. Wir sind ja jetzt in Übung. Und da sind wir nun endlich in der Kieler Förde. Hier durften wir vor vielen Jahren mit Jochen auf einer Kogge zur Kieler Woche mit Segeln. Schöne Erinnerungen kommen wieder hoch. Noch 3 Seemeilen und dann sind wir im Yachthafen Laboe. Hier gönnen wir uns noch einen Hafentag, spazieren an der Promenade, Einkaufen, Wäsche waschen, Boot aufklaren usw.. Morgen geht es dann nun weiter bis nach Sonderborg. Ca. 30 Seemeilen mit halben Wind aus Ost.

Abgelegt, erste Etappe!

Die erste Woche unserer Segelzeit ist schnell vergangen und nun finden wir Zeit euch ausführlich zu berichten. Wie geplant haben wir am Himmelfahrtstag die Tür zu Hause abgeschlossen und sind wieder nach Lemmer „gedüst“. Diesmal die 650 km ohne Stau schnell hinter uns gelassen und nach nur 6 Stunden Fahrzeit in Lemmer am Schiff angekommen. Das Auto war natürlich wieder voll bepackt und das Chaos mit Taschen und anderen Kram auf dem Schiff vorprogrammiert. Heiko hat schnell die „Flucht“ ergriffen 😉 und noch Gasflaschen für die Reise besorgt und Getränke eingekauft. In der Zwischenzeit hatte alles seinen Platz in den Schränken, Bilge und Backskisten gefunden. Am nächsten Tag kauften wir beim Skipperland (Yachtausrüster in Lemmer) noch Leinen, die auch noch getauscht werden sollen und im Jumbo (Supermarkt) frische Lebensmittel. Irgendwie waren wir schnell fertig mit unseren letzten Vorbereitungen und diesmal lies uns das Wetter nicht im Stich. Sonne! So konnten wir abends noch grillen und im Cockpit draußen essen.

Einen Tag früher als geplant, sollte es dann endlich losgehen. Am Samstag früh um 10.00 Uhr war es soweit. Leinen los! Zunächst durch die Schleuse am Prinses Magrietskanal. Wir hatten Glück und mussten an der Berufsschifffahrtsschleuse nicht warten. Ein großer Frachter vorweg und die Yachten wurden gleich mit geschleust. Sonne, aber dafür kein Wind – so die Wettervorhersage! Und was erwartet uns dann? Wer mit uns auf dem Ijsselmeer bei Windstille schon unterwegs war, kennt diese Plage! Sofort ist das ganze Schiff mit kleinen Fliegen besetzt. Die kommen wie aus dem Nichts. Das Deck war also mal sauber. Diese „Viecher“ sind dann überall und treten sich breit. In der Flaute sind wir bis Makkum unsere ersten 30 Meilen motort. Wieder einen schönen Liegeplatz gefunden, zum Abend kamen dann noch viele Plattbodenschiffe von den Inseln an unseren Steg. Gemütlich im Cockpit gegessen und die Abendstimmung genossen.

Am nächsten Tag klingelte der Wecker früh, ablegen um 7.30 Uhr. Mit der Schleuse in Kornwerderzand lassen wir das Ijsselmeer hinter uns. Mit dem Strom Richtung Harlingen segeln wir Anfangs nur mit der Genua, später noch das Großsegel mit dazu, kommen wir schnell voran. Ab dem Fahrwasser Harlingen Richtung Vlieland ist viel Verkehr. Plattbodenschiffe, (Schnell-)Fähren und viele Segler sind unterwegs. Zum Großteil kommen uns alle von den Inseln Vlieland und Terschelling entgehen. Klar es ist Sonntag und viele sind nach dem langen Wochenende auf der Rücktour zum Heimathafen. Aber warum ziehen fast alle Plattbodenschiffe Ruderboote hinter sich her, die Fähren transportieren keine Autos sondern auch Ruderboote? Wie wir später erfahren haben, fand am Wochenende das jährliche Roeirace Harlingen-Terschelling statt. Hier werden ca. 15 Meilen von Harlingen bis Terschelling rudernd zurückgelegt. An dem Event nehmen ca. 130 Ruderboote teil. Diese Ruderboote wurden in den Anfangszeiten zur Seenotrettung eingesetzt. Und jetzt mussten diese alle wieder zurück. Zwischenzeitlich zog sich der Himmel zu. Die Wolken regneten sich auf Texel ab, der Wind frischt bis zu 20 kn auf. Und so rauschen wir mit über 8 kn nach Vlieland. Insgesamt sind wir heute 27 sm unterwegs.

Der Hafen in Vlieland ist ungewohnt leer und so findet sich schnell ein schöner Liegeplatz am Fingersteg. Mit 37€ Hafengeld pro Nacht einer der teuren Häfen. Aber schön ist es hier. Einen Hafentag planen wir auf Vlieland ein, bevor es auf die Nordsee geht. Ein Spaziergang am Strand entlang mit Blick auf das Fahrwasser. Später hat sich der Hafen mit Plattbodenschiffe gefüllt.

Am Dienstag wagen wir uns dann auf die Nordsee. Leider haben wir seit Tagen Ostwind und genau in diese Richtung wollen wir. Vorhergesagt sind moderate 3-4 Windstärken, später noch weiter abnehmend. Wegen dem mitfließendem Strom müssen wir früh raus. 4.30 Uhr klingelt der Wecker! Mit uns legt noch ein Engländer ab. So sind wir nicht ganz alleine unterwegs. Später treffen wir uns in Lauwersoog wieder. Schnell das Großsegel gesetzt. Aber der Strom steht noch mit guten 2 kn gegen an und so legen wir den „Gashebel auf den Tisch“, um dem schnell zu entkommen. Der fantastische Sonnenaufgang entschädigt für alles! Ist sonst nicht unsere Zeit … einige Leute sitzen tatsächlich am Strand und lassen sich das Naturschauspiel auch nicht entgehen.

Später drehen wir Richtung Ameland ab und so läuft der Strom (ca. 2 kn) mit uns. Wir entscheiden uns für den direkten Weg und wollen nicht gegen den Wind die 60 sm kreuzen. Das Groß flattert auf diesem Kurs und wir holen es ein. Also weiter unter Motor. Eigentlich sehr schade, aber nicht zu ändern. Das Wetter der nächsten Tage wird nicht besser. Den Skipper überfällt die Müdigkeit. Ich bin wach und fit. Und da nichts los ist, legt sich Heiko schlafen. Ich ziehe vorbei am Leuchtturm von Ameland, viele Fischerboote sind unterwegs, später sichte ich die Bohrinseln und kurz vor der Ansteuerung des Fahrwasser Lauwersoog wecke ich Heiko. Da ist es schon 12.30 Uhr! Eine Robbe steckt noch ihren Kopf aus dem Wasser und guckt neugierig, wer da noch unterwegs ist. Der Wind hat weiter abgenommen, die See ist sehr ruhig. Bis hierher sind wir sehr schnell vorangekommen.

Mit Einfahrt in das Fahrwasser steht der Strom dann aber gegen an, teilweise mit 3 kn. Es geht langsam weiter. Später frischt der Wind noch etwas auf und wir können mit der Genua gemütlich Richtung Lauwersoog segeln. Für die letzten neun Seemeilen brauchen wir noch gut 3 Stunden. Nach 57 sm kommen wir in Lauwersoog an. Der Hafen ist fast leer. Es ist Niedrigwasser, aber laut Seekarte sollten 2,40 m Wassertiefe im Hafen stehen. Soweit alles gut. Mit dem Eindrehen in die erste Box stehe ich mit dem Festmacher schon auf dem Steg und es geht nicht weiter. Blick zu Heiko „sitzen wir etwa fest?“ oh sch… Die nächste Box weiter außerhalb. Das gleiche Spiel. Wir ziehen weiter. Längsseits wird für Boote über 15m Platz freigehalten. Dort sollte es doch tief genug sein! Aber auch hier wieder leichte Grundberührung. Immerhin nur im Schlick. Wir ziehen an dem Steg weiter vor. Das Wasser fällt noch weitere 20cm, aber es passt jetzt knapp. Wenig später kommt der Engländer aus Vlieland auch in den Hafen. Er sitzt mit seiner „Dufour 34“ auch fest. Wie wir später erfahren, hat er noch mehr Tiefgang (2,05 m) wie wir. Heiko eilt zur Hilfe und winkt ihn zu uns ins Päckchen. Da er Einhand unterwegs ist, freut er sich über eine helfende Hand. Nur der Hafenmeister hat kein Einsehen mit uns. Der Hafen ist leer, aber wir dürfen an dem Steg nicht liegen bleiben. Die nächsten Tage wird an diesem Steg kein Boot über 15m festmachen, aber wir müssen noch einmal ablegen. Wir sind k.o., aber was soll’s. Leinen also wieder los und an den zugewiesenen Platz vom Hafenmeister, der uns beim Anlegen noch hilft. Der Platz ist gut, mit dem Bug im Wind, aber bei Niedrigwasser sitzen wir auch hier leicht im Schlick. Warum wurde der Hafen nicht auch direkt in den Boxen ausgebaggert? So ist dieser zu 70% nicht für Schiffe unserer Größe nutzbar (zumindest wenn man bei Niedrigwasser in die Box ein- oder auslaufen möchte).

Für die nächsten zwei Tage ist viel Wind vorhergesagt. Wir bleiben also hier, ruhen uns aus. Der Fischereihafen ist recht groß mit viel Schiffsverkehr, was recht interessant ist. Der Wind frischt im Laufe des Nachmittages auf und weht uns in Spitzen mit 6-7 Windstärken um die Nase. Viel gibt es hier nicht zu erkunden. Aber es gibt leckeren Fisch zu kaufen. Der Mittagssnack ist gerettet. Später ein ausgiebiges Schläfchen und abends lassen wir uns im Restaurant „Waddengenot aan Zee“ verwöhnen. Für Heiko ein Topf Muscheln und ich bestelle mir Scholle.

Ein weiterer Hafentag steht an. Der Wind nimmt nicht ab und übertrifft die Vorhersagen auch mit mindestens einer Windstärke. Dazu kommt eine Welle von 2m. Wir sind vorsichtig und wagen uns erst am Samstag wieder auf die Nordsee. Dann sind 3-4 Bft angesagt. Und diesmal mit der vorhergesagten Richtung aus Nord mit einem Amwind-Kurs gut zu segeln. Wir werden die Zeit im Hafen nutzen. Wäsche waschen, den Dieseltank mit Kanistern auffüllen, neuen Diesel von der Tankstelle holen usw. Es ist halt jetzt „jeden Tag Samstag“. Nicht arbeiten müssen, aber zu tun ist immer irgendwas.